PM zu Griechenland
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15.07.2015 20:09 RE: PM zu Griechenland
Beitrag: #11
Eben. Diese Kredite waren sicher, weil die Eurozone zahlen wird. Ein gutes Geschäft.
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n. oben |
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16.07.2015 09:36 RE: PM zu Griechenland
Beitrag: #12
Arno hat Recht von einem "Körnchen Wahrheit" zu sprechen:
Griechen leiden Banken kassieren Fleißige zahlen |
n. oben |
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16.07.2015 19:28 RE: PM zu Griechenland
Beitrag: #13
Lesenswert dazu ist:
Von Grillen und Ameisen – Sozialpsychologische Aspekte des Griechenland-Bashings und der Sparpolitik Zitat:Wer hart arbeiten und sich ständig am Riemen reißen muss, droht zu einem Menschen des Ressentiments zu werden. Die Gewalt, die nötig war, um Menschen in Arbeitswesen zu verwandeln, wird in der Wut spürbar, mit welcher der arbeitende Mensch auf diejenigen reagiert, die es real oder vermeintlich besser haben. Es geht im Folgenden um die sozialpsychologischen Aspekte der Auseinandersetzung zumal der Deutschen in der Europäischen Union mit ihrem Außenseiter Griechenland und der dortigen Regierung. Was spielt sich unterhalb der Ebene der offiziellen Texte ab? Von welchen unbewussten psychischen Energien und emotionalen Kräften werden die Debatten angetrieben? Von Götz Eisenberg.weiter: http://www.nachdenkseiten.de/?p=26801#more-26801 Dazu noch drei Anmerkungen/Ergänzungen: - "Lebensgefühl des Südens, wo man schon mal fünfe gerade sein ließ und das Leben genoss." finde ich etwas schwierig, das ist auch ein Klischee. Und auch "im Norden" lässt man regelmäßig "fünfe gerade sein", jedenfalls wenn es den eigenen (Macht-)Interessen nützt. - "Und tatsächlich können Griechen (...) tanzen und haben allein dadurch etwas von den La Fontain‘schen Grillen." Auch Polen und Slowaken können tanzen...und sind jetzt ganz eifrig dabei beim Griechenland-Bashing. Auch dies ein Südländer-Klischee (wenn auch hier positiv gemeint). - Der Gegensatz zwischen Grille und Ameise wird hier auch nicht aufgelöst. Halte ich aber für machbar, denn beide haben unzweifelhaft Qualitäten... |
n. oben |
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20.07.2015 21:09 RE: PM zu Griechenland
Beitrag: #14
(12.07.2015 09:51)ArnoNRW schrieb: Was ich mich immer frage: Wäre ein Europa der unterschiedlichen Geschwindigkeiten nicht besser? Ein Nordeuropa mit Euro und ein Südeuropa in einem separaten Zusammenschluss mit einer gemeinsamen "schwächeren" Währung? Hätte dieses Südeuropa da nicht eher Standortvorteile als jetzt? Absolut. Vor einiger Zeit (etwa 2012) hatte George Soros bereits vorgeschlagen, dass Deutschland den Euro verlassen solle. Fand ich damals kein schlechter Vorschlag. Jedenfalls besser als der Vorschlag, dass Südländer rausgehen. Warum? Deutschland ist stark genug, einen Ausstieg zu verkraften. Die anderen Staaten hätten weiterhin Schulden in Euro, und da hilft eine Abwertung nicht. Heute sage ich: lieber heute als morgen. Warum? - Es wäre das ehrliche Eingeständnis, dass der Euro für Deutschland eigentlich zu schwach ist. Deutschland profitiert sozusagen durch Wettbewerbsverzerrung. - in der Folge würde die Bevölkerung in voller Breite von einer besseren Kaufkraft profitieren, wenn eine eigene Währung wieder eingeführt würde. Allerdings... ist damit zu rechnen, dass die Folgen ähnlich deutlich spürbar werden als in der Schweiz, nachdem die die Bindung an den Euro aufgegeben haben. Aber... Wenn Deutschland der DM wieder einführen würde, könnten die Schweizer ohne Probleme den Franken an die DM koppeln. Allerdings: ich muss in aller Deutlichkeit sagen, dass der Euro funktionieren würde, wenn ALLE Beteiligten sich an einer vergleichbaren Inflationsrate gehalten hätte. Würde Deutschland keine Hartz-IV-Gesetze eingeführt haben; die Lage wäre mit Sicherheit nicht so schlimm. Es käme lediglich zu vertretbaren Leistungsbilanzungleichgewichten. |
n. oben |
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20.07.2015 22:48 RE: PM zu Griechenland
Beitrag: #15
Zitat:Heute sage ich: lieber heute als morgen. Warum? Welche Bevölkerung würde profitieren? Und wieso "in voller Breite" - wird das Geld denn dadurch anders verteilt als heute? Rob, Du bist doch eigentlich zu intelligent für so was. Eine starke Währung verschafft einem Land (ggf. seinen Bewohnern) eine größere Kaufkraft gegenüber außen. Das ist toll. Eine starke Währung schwächt aber natürlich die Exportindustrie eines Landes, weil die draußen die Produkte, die drinnen hergestellt wurden, nicht mehr bezahlen können. Das ist ganz schlimm, führt zu Arbeitslosigkeit und sozialer Verelendung, Abwahl der Regierung, großes Theater. Jetzt können die drinnen denen draußen Geld leihen, damit sie weiter exportieren können. Funktioniert. Was aber würde passieren, wenn das Geld mal zurückgezahlt wird? Riesentheater und riesige Arbeitslosigkeit und industrieller Niedergang im Inland. Das Spiel ist doch völlig albern. Jedenfalls würde eine Wiedereinführung der Drachme höchstwahrscheinlich dazu führen, dass die griechische Wirtschaft noch mehr in die Knie geht (weil sie Energieimporte nicht mehr bezahlten können) und die Gesellschaft auch (Medikamente etc.). Kann man machen und sich nachher total toll führen, weil wir wieder die starken Retter sind und Hilfe hinschicken können. Kommt dann auch groß in die Medien. Wir streicheln dann sozusagen Griechenland. Psychologisch nennt sich das Phänomen Ko-Abhängigkeit. Wir können nicht sein (hier als Gruppe, als Nation), ohne dass ein schwächerer von uns abhängig ist. Deswegen "helfen" wir immer so, dass der nie aus seiner Abhängigkeit rauskommt. Ist widerlich. |
n. oben |
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21.07.2015 17:40 RE: PM zu Griechenland
Beitrag: #16
Eric, erst mal danke für die Komplimente
![]() Zu den Anmerkungen: Ich meine die Bevölkerung Deutschlands, wenn eine eigene Währung wiedereingeführt würde. Bedenke, dass eine aufgewertete Währung in etwa den gleichen Effekt hat als eine Lohnerhöhung mit gleichzeitiger Preiserhöhung inländischer Produktion. Angenommen, 50% unseres Warenkorbes besteht aus Importware, dann würde eine 20% härtere Währung 10% mehr Wohlstand bedeuten. Wirklich für alle. Dass die immer schwächer werdende Euro noch nicht so doll zu empfundenen Rückschritten geführt hat, liegt bloß am gesunkenen Ölpreis. Trotzdem... es wurde in den vergangenen Monaten ziemlich gestreikt... Nun zum Export. Der wird weniger. Nur - was haben wir davon, wenn der jetzige Export womöglich in substantiellen Teilen vom Steuerzahler bezahlt wird? Das hatte ich schon beantwortet, und zwar hier. Du sagst nun: Export runter, Riesentheater, Riesenarbeitslosigkeit. Wir sollten uns erst mal einen klaren Blick verschaffen, und dabei denken wir das Geld weg. Es geht nur um Produktion. Und die Deutschen sind so produktiv, dass die Produktivität den Eigenbedarf (in der Produktpalette, in die wir gut sind) deutlich übersteigt. Also produzieren wir mehr für den Export. So sind wir alle voll beschäftigt. Aber: wir tun dies natürlich in der Erwartung, dass es Gegenleistungen gibt. Geld gilt nicht. Nur "Anspruch auf Gegenleistung". Irgendwann. Nur dafür gibt es das Geld. Es führt lediglich Buch über gegenseitige Leistungansprüche. Das ist dein "denen draußen Geld leihen, damit sie (du meinst sicher "wir") weiter exportieren können." Angenommen, wir bauen diese Ansprüche nicht auf, sondern kaufen sofort Gegenleistungen ein. Man muss eigentlich immer gleich viel konsumieren, als man gemäß eigener Produktivität in der Lage wäre. insgesamt Gleichwertiges zu konsumieren (oder investieren, z.B. in Wohnraum). Wem das nicht einleuchtet, sei folgendes Beispiel erzählt. Jemand lädt zu einer Fete ein. Alle sollen etwas zum Essen mitnehmen. Ich nehme eine Schüssel Salat, du einen selbstgemachten Kuchen mit, usw. Aber jeder nimmt deutlich mehr mit, als er selbst kalorienmäßig essen könnte. Ich sage fast immer, dass wir kaum mehr mitnehmen sollten als man selbst essen könne: wenn alle viel mitnehmen, bleibt garantiert viel übrig. Das kann man wegschmeißen. Ein jeder hat zu hart gearbeitet für ein bestimmtes erreichbares Ergebnis! Alles für die Katz (buchstäblich sogar)! Nebenbei: auch ein erreichbares Ergebnis beim Export nach z.B. Griechenland... Gäbe es hier ein Riesentheater, wenn jeder mit wenig Arbeit auskommen würde, in diesem Beispiel eben? Nur dann, wenn ein Paar Verrückte auf jener Fete sind, die es schaffen, für zwei Tage zu essen, und die anderen dann zu wenig haben. Dies nun ist eine Analogie dafür, dass die Wenigen, die z.B. unternehmerisches Risiko tragen, deutlich mehr zugestanden wird. Nun entscheiden wir, weniger zu exportieren, weil der Steuerzahler keine Lust auf Geschenke für andere hat (merke: wohl deshalb, weil Bankverluste sozialisiert werden). Der Steuerzahler wird dann tatsächlich mit Arbeitslosigkeit bestraft. Ich komme gleich drauf. Ich fasse erst zusammen: es ist zweckmäßig und richtig, dass ein Teil unserer Arbeitskraft den Unternehmern zugute kommt, weil die ein Risiko tragen, und weil sie eben Arbeit geben (und der Staat, weil sie z.B. Infrastruktur bereitstellt). Im Bild der Fete macht jeder also etwas mehr, als er selbst konsumieren könnte. In unserer Exportwirtschaft aber bekommt der Arbeitnehmer etwas mehr vom Kuchen als ohne Export, weil der Unternehmer seine "Befriedigung" in den Gewinnen aus "Übersee" hat. Im Bild der Fete: die Gastgeber (Unternehmer) leiten überschüssiges Essen das sie selbst nicht konsumieren wollen an Dritte weiter, die sich dafür verpflichten, irgendwann eine Gegenleistung zu erbringen (Kredit). Nur, diese Gewinne sind nur dann real, wenn die Gegenleistung einmal erbracht wird. In vielen Fällen wissen die schon, dass dies nicht geschehen wird. Daher rührt diese enorme Kraft zur Sozialisierung von Verlusten auf Leistungsansprüchen, sprich eine Übertragung der Leistungsansprüche auf den Steuerzahler, der ja gemeinhin solvent ist. Nun zur Arbeitslosigkeit, wenn Export freiwillig beschränkt wird. Das passiert bloß, weil Unternehmen keine Lust haben, ihre Ansprüche auf Gegenleistung Gelt(d)-end zu machen. Wie sollen sie das denn auch. Soviel können die gar nicht konsumieren! Angenommen, die würden die Ansprüche bei uns - im Inland eben - einlösen. Das geht ja. Wir übernehmen dafür im Tausch die Ansprüche auf Gegenleistung durch Griechenland. Die Arbeitslosigkeit würde nicht zunehmen. Ob wir für geschenkten Export arbeiten oder für einen Pyramiden auf dem Areal des Unternehmers, soll uns eigentlich egal sein. Wir haben dafür ja Ansprüche auf Gegenleistungen durch Griechenland bekommen (hüstel). Der Haken: das funktioniert nur, wenn die Arbeitgeber/Unternehmer tatsächlich Pyramiden (oder was auch immer) bauen lassen würden, und dadurch ihre Ansprüche auf Leistung gegen reale, getane Leistung eintauschen würden. Merke: So werden Schulden (gesamtwirtschaftlich) reduzuert! Und nur so. Fazit: Wirtschaft funktioniert auf Dauer nur, wenn Ansprüche auf Leistung (=Geldvermögen) nicht im großen Stil dauerhaft für später aufbewahrt werden, oder sogar dauerhaft nur gehalten wird, weil es Sicherheit, Macht und Status auf dem Index der Reichsten 500 verschafft. Genauso wie Schulden einen Rückzahlungstermin haben, sollen Ansprüche auf Leistung einen Verfallsdatum haben. Sonst passt es nicht zusammen. Und es tritt überdies zwangsläufig der Matthäuseffekt in Kraft (der heißt sogar offiziell so): Matt 25,29; hier zitiert aus Lukas 19,26: Zitat:Ich sage euch aber: Wer da hat, dem wird gegeben werden; von dem aber, der nicht hat, wird auch das genommen werden, was er hat.Jesus war Ökonom. Er wusste genau, wovon er sprach. Den Rest deines Kommentares lasse ich mal beiseite, weil du da von Drachme sprichst. Da bin ich bei dir. Ich redete aber von DM. |
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