Beseitigung von Arbeitslosigkeit
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23.04.2015 22:40 Beseitigung von Arbeitslosigkeit
Beitrag: #1
Der Titel des Beitrages ist ziemlich übertrieben, aber ich hoffe, dass mit Nachfolgendem glaubhaft gemacht werden kann, dass da was dran ist, vor allen Dingen in Zusammenhang mit der dramatischen Lage in einigen Ländern Europas.
Intro: vor einiger Zeit las ich einen Gastbeitrag bei norberthaering.de, und zwar von einem Ökonomen, der sich in dem Beitrag für die Abschaffung des Euro ausgesprochen hatte. Jener Beitrag enthält viele gute Gedanken. Nun aber habe ich die Gelegenheit wahrgenommen, den Beitrag noch mal zu lesen. Warum? Es gibt einen neuen (aber langen) Gastbeitrag von Paul Steinhardt, diesmal auf Flassbeck-Economics.de. Titel: Warum der Grexit kein Tabu sein darf. Für mich als Euro-Fan natürlich schwere Kost... Zentral bei allen Gedanken Steinhardts ist: wie entsteht Geld. Mir ist schon eine Weile klar, dass Geld einfach aus dem Nichts geschaffen wird (= Kreditvergabe). Es sind z.B. auch keinerlei Ersparnisse erforderlich, um Investitionen finanzieren zu können. Steinhardt macht eindrucksvoll deutlich, wie unser Euro-Korsett den Staaten zu schaffen macht. Mehr dazu später. Vollständigkeitshalber: Ich benenne auch die Rahmenbedingunen, die es bedarf, damit keine Inflation galoppieren geht. Was ist dran, wenn Steinhardt die Wiedereinführung des Drachme fordert? Sein Beispiel Griechenland, mit enormen Mengen brachliegendem Produktionspotenzial (die Arbeitlosen), eignet sich gut, den Kern seiner Überlegungen zu veranschaulichen. Das Beispiel aus dem Zweiten Weltkrieg, Wörgl, ebenso. Wie kann man als Staat Arbeitslose aktivieren? Indem Geld gedruckt wird. Bitte beachten: Es geht nicht ums Geld an sich, sondern nur um realwirtschaftliche Aktivität. Geld ist und bleibt ein Hilfswerkzeug. Ich fange bei Wörgl an, und zitiere aus einem schönen Artikel in der Zeit aus 2010: Zitat:[...] Der Regierung in Wien fällt als Mittel gegen die Krise nur eines ein: sparen. Die Löhne kürzen, die Staatsausgaben senken, das Personal abbauen. Irgendwann geht es dann allen wieder besser, so das Kalkül. [Bürgermeister] Unterguggenberger wird dazu schreiben: »Das Sinnvolle dieser Maßnahmen liegt auf der Hand und sieht etwa so aus: Ich schränke mich ein und gehe barfuß (hilft das dem Schuster?). Ich schränke mich ein und reise nicht (hilft das der Bundesbahn?). Ich schränke mich ein und esse keine Butter (hilft das dem Bauern?).«Das hört sich alles erstaunlich nach Tsipras & Varoufakis an... Die Grundidee allen Wirtschaftens ist: Arbeitskraft brach liegen zu lassen ist buchstäblich Sünde, jedenfalls dann, wenn dadurch Not entsteht. Was ist einfacher als zu sagen: wir wollen Brücken bauen. Eine Baufirma wird beauftragt, und bekommt dafür frisch gedrucktes Geld vom Bürgermeister. Die Baufirma stellt Facharbeiter ein, und baut. Die Facharbeiter geben ihr so verdientes Geld aus. Davon profitieren andere wieder. Das entscheidende ist - und darauf weist Steinhardt im erstgenannten Beitrag hin: Zitat:Staaten, die fähig sind, ihren Bürgern Steuerlasten in der von ihnen denominierten Währung aufzuerlegen, brauchen überhaupt von niemandem Geld.Entscheidend ist natürlich, dass dieser Staat nur Steuerzahlungen in eigener Währung akzeptiert. In diesem Zitat kommt zum Ausdruck, dass der Staat nichts anderes bewerkstelligt, als sicherstellen, dass der Geldkreislauf rotiert. Und dieser ggf. mit Hilfe von Aufträgen fördert. Etwas ähnliches wird anvisiert, wenn eine starke Idee in den USA realisiert würde: Zitat:Dort wird darüber diskutiert, allen Menschen bei Volljährigkeit 60 000 $ als Startkapital auszuzahlen.Hier könnte es aber gefährlich werden: Inflationsgefahr. Aber halten wir zunächst fest: man kann mit gedrucktem Geld zweifelsfrei Arbeitslosigkeit bekämpfen. Es ist der Geldkreislauf, stupid! Jede Geldtransaktion ist im Prinzip mit einer realwirtschaftlichen (Arbeits)-Leistung verbunden. Im abgewandelter Form machte Peter Sloterdijk dies in einer netten Anekdote in einer ZDF-Sendung deutlich. Die Hauptsache ist: Jenes Geld wird allgemein als Zahlungsmittel akzeptiert. Da kommt der Punkt Vertrauen ins Spiel. Dieses Wort steckt bereits in dem Begriff für unser heutiges Geld: Fiatgeld. Steinhardt wieder: Zitat:Eine solide öffentliche Finanzpolitik ist damit im Rahmen einer souveränen Währungsordnung nicht durch einen ausgeglichenen Staatshaushalt definiert, sondern solide ist eine Finanzpolitik eines Staates, die Vollbeschäftigung und die Akzeptanz der souveränen Währung als allgemein akzeptiertes Zahlungsmittel sicher stellt. In seinem langen Flassbeck-Beitrag erläutert er ausführlich, was dies für Griechenland mit einer eigenen Währung bedeuten würde. Ja, es ist eigentlich verrückt. Warum muss ein Staat sich Geld vom "Markt" leihen, damit es seine Ausgaben refinanzieren kann, wenn es Geld selbst drucken kann? Steinhardt legt dar, dass das Europäische Verbot zum direkten Ankauf von Staatsanleihen durch die EZB eigentlich blödsinn ist. Wie ich ankündigte, wollte ich die Rahmenbedingungen nennen, die gelten müssen, damit die Idee NICHT blödsinnig ist. Steinhardt: Zitat:Obwohl Defizite und daraus resultierende „Staatsschulden“ per se kein Problem sind, heißt das nicht, dass die Geldschöpfung durch den Staat keine negativen Folgen zeitigen kann. Schöpft der Staat bei voller Kapazitätsauslastung aller produktiven Ressourcen Geld zum Kauf von Gütern, dann wird das zweifellos zu einer Inflation führen, die die Akzeptanz einer Währung zu gefährden vermag. In einer Volkswirtschaft mit hohen Arbeitslosenzahlen, aber ist niemals eine solche volle Kapazitätsauslastung gegeben und da der Staat Geld schöpfen kann, um diese Menschen produktiv zu beschäftigen, gibt es auch keinen Grund, eklatant hohe Arbeitslosenzahlen wie die in EU zu tolerieren. So ist es. Um beim oben erwähnten Punkt, dass es um die wirtschaftliche Aktivität und nicht ums Geld (nur Hilfswerkzeug) geht anzuknüpfen: Sobald alle beschäftigt sind, wird mehr Geld logischerweise nicht noch mehr Beschäftigung ermöglichen. Dann führt es zwangsläufig zu Inflation, weil es dann zuviel ist. Steinhardt moniert in klarer Sprache, dass der Euro als Korsett konzipiert ist, fundiert in der neoklassischen ökonomischen Theorie, und Staaten zwingt, sich Geld auf dem "Markt" zu besorgen, was zweifellos im Interesse der wenigen Besitzern hoher Geldvermögen ist (die berühmten 1%). Zum Schluss zitiere ich Steinhardt (aus dem Häring-Blog) betreffend der deutsch-deutschen Währungsunion ab 1990: Zitat:Die Wirkungen einer Währungsunion für die Wohlfahrt der Menschen lassen sich wie im Zeitraffer am Beispiel der deutsch-deutschen Währungsunion studieren. Die Währungsunion und die damit verbundene Konvertierung von DDR-Mark in BRD-Mark zu politisch fest gesetzten Kursen, wurde im Juni 1990 Wirklichkeit. Im Vergleich zur Industrieproduktion im Jahre 1989 fiel diese in der zweiten Jahreshälfte 1990 auf 50,3 % und reduzierte sich im Laufe des Jahres auf ca. 33%. Die Arbeitslosigkeit betrug im Januar 1990 noch 7440, um dann bis zum September 1990 auf 1 771 576 zu klettern. Die Währungsunion führte zudem zu einer beispiellosen Abwanderung von (ehemaligen) DDR Bürgern in die BRD. Zum Ende des Jahres 2006 wurden in den neuen Bundesländern 1,74 Millionen Menschen weniger gezählt als im Jahre 1989. Mein Fazit: eine Währungsunion ist an sich eine gute Sache, aber die Konzeption muss dann ausgerichtet sein an die Interessen der Bevölkerung. Wenn das nicht gelingt, sind kleinere Währungsgebiete sinnvoller. Aber man darf nicht vergessen: Währungsspekulation wird dann wieder interessanter. Das ist unerwünscht. |
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19.09.2015 16:18 RE: Beseitigung von Arbeitslosigkeit
Beitrag: #2
Im Thread zum Grundeinkommen habe ich Anmerkungen zu einer Podiumsdiskussion gemacht. Als "Zugabe" habe ich auch die enorme Geldvermögenskonzentration (und die Schulden) thematisiert.
Den Zusammenhang mit struktureller Arbeitslosigkeit (und damit den Ruf nach einem BGE) und Schulden, bzw. Geldvermögenskonzentration, beschäftigt mich nun seit annähernd zwei Jahre. In letzter Zeit bin ich auch noch auf politische Ansätze zur Erreichung von Vollbeschäftigung gestoßen (der Erstbeitrag hier), abgewandelt auch hier (hemmungslose Schuldenpolitik) und hier (Nullwachstum). Denn - wohlgemerkt - könnte man so BGE in großem Stil vermeiden. Jetzt habe ich weitergedacht, und erkenne, dass gezielte Anstrengungen, um zu Vollbeschäftigung zu kommen wegen des Schuldenberges (doch) nicht funktionieren! Im Erstbeitrag hier oben geht es mehr oder weniger um Staatsgeld, also Geld, das der Staat emittiert, und über Steuern wieder einnimmt. Der Staat funktioniert dann als Geldpumpe ohne Staatsverschuldung, und mit garantierter Rücklauf über die Steuern, für die (nur) das Staatsgeld akzeptiert wird. Über das Verhältnis zwischen Steuerhöhe und Geldemission wird gut kontrolliert, wieviel Geldmenge "zugelassen" wird. Auf diese Weise kann man tatsächlich Vollbeschäftigung erreichen: Der Staat gibt Geld aus (für Personal, Straßenbau usw.) Über eine Kette von Transaktionen, die jede für sich realwirtschaftlich relevant sind (Arbeit usw.) landet ein großer Teil wieder beim Staat. So etwa war auch Varoufakis' Plan B gedacht (englisch). Das funktioniert aber nur ... wenn es keine wesentliche Privatverschuldung gäbe. Das ist der Punkt, auf die ich nun gekommen bin. Stellen wir uns Wirtschaft und Gesellschaft so vor, dass sie einst "gesund" war, etwa in den Sechszigern. Allmählich gibt es aber immer mehr Geld bei einer relativ überschaubaren Gruppe von Menschen (grob: die Unternehmer), weil sie allmählich immer geringere Gewinnanteile für Konsum ausgeben. Also wird der Überschuss ausgeliehen, weil sonst die Nachfrage einbrechen würde. Das geht über 30 Jahre gut, bis... die Schuldenlast bei vielen Wirtschaftsakteuren als zu hoch empfunden wird. Stellen wir uns mal vor: 30 Jahre sind wir daran gewöhnt, dass es irgendwie läuft. Ein Status-Quo, wobei die Schulden aber langsam steigen (und komplementär die Geldvermögen ebenso). Und dann kommt der Punkt, dass die Schulden nicht mehr steigen. Schlimmer noch, sie sinken! Weil die Privaten dann alle Schulden abbauen wollen. Diese Grafik macht dies eindrucksvoll deutlich: Diese Grafik nimmt für drei Staaten eine Privatverschuldung von knapp über 100% des BIP als Beginnpunkt, so dass man sehr gut die Entwicklung vergleichen kann. Beispiel Japan: dieser Punkt liegt bei 1970. Im Jahre 23 (also 1993) war die Krise da. Bei den USA sieht es ähnlich aus (1993+16=2009). Es geht also darum, dass die Empirik ein Abbauen von privaten Schulden anzeigt (und leider muss man sagen: vieles von diesen Schulden wurden vom jeweiligen Staat übernommen), was bedeutet, dass die sehr vermögenden 1% in der Praxis kaum beeinträchtigt sind. Nun stellen wir uns vor, dass der Staat im Sinne des Erstbeitrages Geld emittiert. Es würde nicht die gewünschte Wirkung entfalten, weil das Geld etwa nach wenigen Transaktionen schon "dezimiert" wäre, weil damit auch privaten Schulden getilgt würden. FAZIT: Politikansätze zur Erreichung von Vollbeschäftigung sind nur realistisch, wenn eine allgemeine Schuldenbürde nicht zu Abzweigung von frischen Geldmengen für Tilgungen führen würde. Eine andere Währung (e-Drachme) wäre zumindest in sofern etwas besser, weil die Privaten ihr Geld nicht zur Tilgung von Schulden ins Ausland verwenden könnten. |
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06.12.2015 17:37 RE: Beseitigung von Arbeitslosigkeit
Beitrag: #3
Ich bin Mitglied der globalisierungskritischen Organisation ATTAC und der ÖDP!
Siehe auch ATTAC Arbeitsgruppe MEUDALISMUS als "MODERNER FEUDALISMUS". Dr. Wozniewski und seine Meudalismus Website waren der Anfang der ATTAC Arbeitsgruppe zur Verteilung und Anhäufung riesiger Geldvermögen nach Art eines modernen Feudalismus - siehe auch Lobbys der Konzerne und Banken der zentralistischen Brüsseler EU, welche gerade in eine Art Räte-Diktatur umgewandelt wird, siehe auch Manfred Julius Müllers Websites dazu. Dr. Wo - Dr. Wozniewski Meudalismus heißt moderner Feudalismus (Neofeudalismus, Neufeudalismus) http://www.meudalismus.dr-wo.de/ “... und dass die Stärke des Volkes sich misst am Wohl der Schwachen,” Aus der Präambel der Schweizer Bundesverfassung “Die Erbschaftssteuer dient auch dem Zwecke, die Ansammlung von Riesenvermögen in den Händen einzelner zu verhindern.” Art. 123 Abs. 3 Satz 2 der Bayerischen Verfassung Jenseits des postmodern globalistischen neoliberalen medialen Mainstream mit seinem Werte-Relativismus und ideologischen liberalistischen Globalismus: http://www.pravda-tv.com/ http://www.pravda-tv.com/2014/04/der-min...n-placebo/ »Wir werden bei jedem Korn, das wir aussäen, und bei jedem Feld, das wir bebauen, von Monsanto abhängig sein. Der Konzern weiß, wenn er das Saatgut kontrolliert, kontrolliert er die Ernährung; das ist seine Strategie. Diese Strategie ist wirksamer als Bomben, wirksamer als Waffen – sie ist das beste Mittel, um die Völker der Welt zu kontrollieren.« Vandana Shiva, indische Bürgerrechtlerin Wissenschaftler, der die Gefahren durch GVO aufdeckte, umgehend gefeuert, sein Team aufgelöst.. Jonathan Benson “Mit Gift und Genen” die mehrfach ausgezeichnete Journalistin und Dokumentarfilmerin Marie-Monique Robin beschreibt in ihrem packenden Sachbuch wie der Biotech-Konzern Monsanto unsere Welt verändert. Die Enthüllungen über die fragwürdigen Aktivitäten des US-Biotech-Konzerns jagen “Einem Schauer über den Rücken” (“Le Point”, Paris). http://kath-zdw.ch/forum/index.php/topic,3248.0.html |
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