Gewaltfreie Kommunikation oder ein neues Machtmittel für Zensur in der ÖDP?
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05.10.2014 13:26 RE: Gewaltfreie Kommunikation oder ein neues Machtmittel für Zensur in der ÖDP?
Beitrag: #11
Danke an Susanne Gramalla für die Zusammenfassung über die gewaltfreie Kommunikation. Grundsätzlich sehe ich die Intention dieser Kommunikation als gut an, habe aber auch eine kritische Anmerkung:
„Dabei verstehen wir unter Gewalt jede Form des Denkens und Sprechens, welche moralische Urteile enthält (gut und böse, richtig und falsch)“
Zwar denke ich, dass man mit solchen Urteilen vorsichtig sein muss, oft formuliere ich, dass meiner Meinung nach dieses oder jenes richtig oder falsch sei, aber grundsätzlich glaube ich, dass es richtig und falsch gibt – und dass man das bisweilen auch so formulieren muss. Ich halte eine bisweilen konfrontative Kommunikation (immer unter Berücksichtigung der Würde des Anderen) für wichtig. Ansonsten findet sich das Kernanliegen der gewaltfreien Kommunikation auch z.B. in der Bibel: „So wie ihr von den Menschen behandelt werden möchtet, so behandelt sie auch.“ (Matthäus 7,12 Hoffnung für alle).
Nunzu den Anträgen:
Landesverband Hessen:
Ich finde es grundsätzlich problematisch, eine bestimmte Kommunikationsweise vorzugeben, in diesem Falle also die gewaltfreie Kommunikation. Im Antrag des Landesverbandes Hessen spricht man von „Bereitschaft“ und „Haltung“. Die kann man aber meiner Meinung nach nicht vorgeben oder befehlen. Das, was im aktuellen Grundsatzprogramm steht, reicht aus. Wir sollen sachlich und fair miteinander umgehen. Das ist zwar bis zu einem bestimmten Grad Auslegungssache, aber feiner kann man das nicht regulieren. Ich kann all das, was in der Begründung des Antrags des Landesverbandes Hessens steht, nachvollziehen, sehe aber nicht, inwieweit da die „gewaltfreie Kommunikation“ helfen kann. Auch mit „gewaltfreier Kommunikation“ wird man nicht vermeiden können, dass „andere mit geschicktem Verhalten lange Positionen innehaben, die sie vielleicht nicht mehr hätten, wenn bestimmte Dinge offen benannt werden würden.“ Hier ist Mut (auch zur Konfrontation) gefragt! Und dass sich Menschen unerwartet aus der ÖDP zurückziehen, wird man auch nicht immer verhindern können. Zwar mag der Umgangston bisweilen ein Grund sein, ich vermute aber, dass eher Punkte wie die Unzufriedenheit mit der programmatischen Entwicklung oder dem Führungspersonal verbunden mit geringer Hoffnung, dies ändern zu können, hier entscheidend sind.
LV– Baden-Württemberg: Am Antrag aus Baden-Württemberg gefällt mir, dass von „Anregungen“ gesprochen wird, die nicht verpflichtend sein sollen. Warum im letzten Satz gesagt wird, dass sich Gremien auf die Einhaltung der „Spielregeln“ verpflichten könnten, erschließt sich mir nicht. Sollen hier Mehrheitsentscheidungen bestimmend sein? Dass könnte dazu führen, dass sich jemand „gegängelt“ fühlt (was die Antragsteller doch nicht wollen!). Ansonsten wechselt die Besetzung von Gremien. Es können also nur bei Einstimmigkeit Verpflichtungen eingegangen werden, die bei einem Wechsel in der Besetzung hinfällig werden müssten. Antrag Bundesvorstand: Hier wird mir zu sehr in Richtung eines „neuen, guten Menschen“ gedacht. Der kommuniziert gewaltfrei, und zwar nach den Regeln von M. B. Rosenberg. Und weil man, obwohl man an das „primär Gute“ im Menschen glaubt, dann doch nicht auf die Überzeugungskraft der eigenen Argumente vertraut, muss man das ins Grundsatzprogramm schreiben, das ja jeder vertreten muss. Und so steht dann in der Begründung folgerichtig unter Punkt 6: „Jeder Einzelne wäre dann für sich verpflichtet,sich in dieser Art der Kommunikation Kompetenz zu erwerben. Schulungen von Gruppierungen oder Gremien wären denkbar, ein entsprechender Stil wäre bei unseren Treffen anzumahnen.“ (Hervorhebungen durch mich) Da kann ich drauf verzichten. Ich brauche keine Partei, die mich zum Erwerb einer bestimmten Kompetenz verpflichtet und die Einhaltung einer bestimmten Gesprächstechnik anmahnt. |
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05.10.2014 13:53 RE: Gewaltfreie Kommunikation oder ein neues Machtmittel für Zensur in der ÖDP?
Beitrag: #12
Zitat:Da kann ich drauf verzichten. Ich brauche keine Partei, die mich zum Erwerb einer bestimmten Kompetenz verpflichtet und die Einhaltung einer bestimmten Gesprächstechnik anmahnt. 100 Prozent Zustimmung. Es sind da offensichtlich Gedankenströmungen unterwegs, die Parteimitglieder und den Rest der Welt umerziehen und zu einem parteikontrollierten Verhalten bringen wollen. Das kann man von mir aus freiwillig in einer Glaubensgemeinschaft bzw. in einer Sekte mit sich machen lassen, aber bitte nicht in einer Partei, die von Meinungsfreiheit und einem selbstbestimmten Indiviuum ausgehen sollte. Das hat auch nichts mit Transparenz, Höflichkeit und Respekt gegenüber Mitmenschen zu tun. Letztendlich werden wir nur schützen, was wir lieben. Wir lieben nur, was wir verstehen. Wir werden nur das verstehen, was man uns lehrt. (Original in Englisch von Baba Dioum ( Senegal) vor der Generalversammung der International Union for Conservation of Nature, New Delhi, 1968 ) |
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05.10.2014 14:26 RE: Gewaltfreie Kommunikation oder ein neues Machtmittel für Zensur in der ÖDP?
Beitrag: #13
Vielmehr als ein schlichtes "Gefällt mir" für die beiden Vorkommentare möchte ich hier gar nicht schreiben. Ich denke die meisten haben schon ein recht gutes Gespür, was noch respektvoll und konstruktiv ist und was andere - meistens bewusst - verletzt. Und wer dafür kein Gespür hat, dem nutzt es meist auch nichts, sich irgend eine bestimmte Kommunikationstechnik zu "erwerben".
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05.10.2014 17:07 RE: Gewaltfreie Kommunikation oder ein neues Machtmittel für Zensur in der ÖDP?
Beitrag: #14
Von mir auch Zustimmung, zu "darauf verzichten", "umerziehen" und zum natürlichen Gespür für respektvollem Umgang. Abgesehen davon: eine Streitkultur muss u.U. auch sein. Sonst wird es langweilig, und Staratschek hat ja auch Recht, wenn er daran erinnert, dass Jesus auch recht streng reden konnte.
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05.10.2014 18:52 RE: Gewaltfreie Kommunikation oder ein neues Machtmittel für Zensur in der ÖDP?
Beitrag: #15
Von mir aus reicht es, die Methoden der gewaltfreien Kommunikation an die ÖDP-Mitglieder weiterzugeben (als Kompetenz) und die Mitglieder bitten, respektvoll miteinander und mit anderen Menschen zu kommunizieren. Alles andere geht darüber hinaus, was eine Partei tun kann (und soll).
Eine Verpflichtung ist eine Hürde, die wir definitiv nicht annehmen dürfen. Und das oben beschriebene Risiko der Zensur/Manipulation besteht auch weiterhin, wenn auch nur schwach. |
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06.10.2014 10:16 RE: Gewaltfreie Kommunikation oder ein neues Machtmittel für Zensur in der ÖDP?
Beitrag: #16
Ich sehe es wie Christian Stadelmann, es muss innerhalb einer kl. Gruppe nicht alles reglementiert werden
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09.10.2014 14:23 RE: Gewaltfreie Kommunikation oder ein neues Machtmittel für Zensur in der ÖDP?
Beitrag: #17
Da scheinen wir uns ja alle weitgehend einig zu sein. Mal sehen, was auf dem Bundesparteitag passiert...
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10.10.2014 00:01 RE: Gewaltfreie Kommunikation oder ein neues Machtmittel für Zensur in der ÖDP?
Beitrag: #18
Nicht nur sehen was passiert, Delegierte dürfen reden und nicht- Delegierte können Rederecht beantragen. Nur durch Mitdebatieren kann jeder Entscheidungen beeinflussen. Ich empfehle auch, jedes Thema hier auf der Facebook- Gruppe ÖDP-Vernetzt zu verlinken. Steter Tropfen höhlt den Stein. Und selbst wenn nur wenige Autorinnen und Autoren gewonnen werden, Leserinnen und Leser sind ja auch gut und wichtig. |
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