Die „Generation G“ und Meinungsfreiheit
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27.04.2014 11:43 RE: Die „Generation G“ und Meinungsfreiheit
Beitrag: #21
Interessante Sicht der Dinge. Ich denke auch, dass die Meinungen der Mehrheit der Menschen in Deutschland nicht unbedingt mit der Mehrheitsmeinung in den Medien übereinstimmt. Ich finde es immer wieder interessant, wie die Umfrageergebnisse in der WZ von der linksgrünen Meinung abweicht, sei es in Fragen von Kopfnoten, Abschaffung des Sitzenbleibens, Frauenquoten, Fragen eines politisch korekten Sprachgebrauchs („Zigeunerschnitzel“), Wahlalter, Zuwanderung usw. Natürlich sind die Umfrageergebnisse nicht repräsentativ. Dennoch passen sie zu dem Artikel. Auch die Kommentare unter Artikeln zu bestimmten Themen sprechen Bände.
Im Zusammenhang mit dem neuen Buch von Akif Pirincci hat die Zeit den folgenden in Ansätzen selbstkritischen Artikel veröffentlicht (am Ende bekommt man aber noch die „richtige“ Wendung hin): Wir Dummschwätzer?[url=http://www.zeit.de/2014/18/akif-pirincci-verteidiger][/url] Den interessantesten und zum Nachdenken anregenden Beitrag leistet hier ein homosexueller Berliner Musiker, der nicht ins Schema der sonst im Beitrag genannten passt (die sind eher älter und tun sich offensichtlich schwer mit gewissen Veränderungen in Deutschland, man kann sie also schnell in eine erzkonservative Schublade stecken und vergessen): "Mit der Berliner Zeitungwürde ich mir den Arsch abwischen." Nichts glaube er noch, was in den sogenannten liberalen Blättern stehe, er lese sie nicht. Von Pirinçcis Buch kennt er bloß die Zusammenfassung bei Amazon. "Ich kenne die Zustände, ich brauche es nicht zu lesen." Der Autor des Artikels schreibt später: „Sind wir, die Journalisten der großen Zeitungen, unehrlich? Man muss über uns keine Studien anfertigen, um zu erkennen, dass wir stärker zum rot-grünen Milieu tendieren als die meisten Wähler. Natürlich stammt kaum jemand von uns aus einer Hartz-IV-Familie. Natürlich leben wir viel zu oft in denselben bürgerlichen Stadtteilen derselben Großstädte, in Berlin-Prenzlauer Berg oder in Hamburg-Eppendorf. Altbau, hohe Decken, Fischgrätparkett. Natürlich leidet unser Blick auf die Welt unter dem Eppendorf-Syndrom. Aber nur, weil wir selbst in einer Homogenitätsfalle der urbanen Mittelschicht stecken, wird nicht der Umkehrschluss zulässig, Pirinçci leiste aufrichtige Basisarbeit. Viel unheilvoller ist es, wenn der Demagoge Pirinçci von seiner Bonner Villa aus die Geräusche der Straße imitiert, um damit reich zu werden.“ Später schreibt er über eine ältereDame: „Sie möchte das Deutschland ihrer Jugend zurück, die fünfziger und sechziger Jahre. Sie möchte etwas Unmögliches haben, und weil sie nicht zugeben will, an eine Utopie zu glauben, glaubt sie Pirinçci jedes Wort.“ Damit stellt sich die Frage, wie dieWirklichkeit in Deutschland aussieht. Ich teile die Meinung des Autors: Das Deutschland der 50er und 60er Jahre gibt es nicht mehr und es wird nicht wieder zurückkommen. Das braucht es auch nicht. Es ist kein grundsätzliches Problem, wenn Menschen mit einer anderen Hautfarbe, Religion oder kulturellen Hintergrund in Deutschland leben. Das kann klappen und klappt in vielen Fällen auch. Die Frage ist aber, ob er und viele seiner Kollegen nicht auch an eine Utopie glauben, die Utopie einer grenzenlos multikulturellen Gesellschaft, in der jeder mit jedem kann und alle in Frieden miteinander leben (können). Das dies nämlich nicht so ist, erschließt sich dem, der offenen Auges durch die Welt geht. Vielfalt bedeutet Unterschiede. Es gibt überbrückbare und tolerierbare Unterschiede. Unterschiede können aber auch so weit gehen, dass eine friedliche Koexistenz auf Dauer nicht gewährleistet werden kann. Der homosexuelle Berliner Musiker hat profunde Eindrücke der realen Verhältnisse in einigen Stadtteilen gewinnen können. Könnte es sein, dass gewisse Leute an die Worte gewisser Leute glauben, weil sie etwas Unmögliches haben wollen, weil sie an eine Utopie glauben (wollen)? Dem zweiten Zitat stimme ich völlig zu. Wenn man bestimmte Positionen vertritt, wird man sehr schnell als „rechts“ einsortiert. Und „rechts“ wird i.d.R. mit „rechtsradikal“ gleichgesetzt (Kampf gegen „Rechts“). Im Gegensatz zu unserem Berliner Musiker glauben aber viele Menschen dem, was in der Zeitung steht. Wenn eine Partei dort als „rechts“ gebrandmarkt wird, hat diese daher erst einmal Schwierigkeiten (zu recht oder unrecht). Nachforschungen stellen dann nicht mehr so viele an. Das, was man in den Talksendungen und den Nachrichten hört, prägt. Und wer stellt sich schon gern in die Nähe von Schmuddelkindern? Allerdings gibt es in den Medien durchaus noch Vielfalt, es ist nicht alles „linksversifft“ (um Akif Pirinccis Wort zu gebrauchen). Und auch nicht alles „linksversiffte“ muss automatisch falsch ein! Auch daher hat mir der Ansatz der ÖDP (Nicht links, nicht rechts, wir gehen die Probleme von der Wurzel her an) gut gefallen. Aber gerade Parteien tun sich schwer, da sie die Medienpräsenz so sehr brauchen (oder zu brauchen glauben). Das birgt immer die Gefahr der Selbstzensur, der Heuchelei und schwammigen Ausdrucksweise. Nicht jeder hat Lust auf die Abschussliste der Antifa zu kommen (siehe Beitrag weiter oben). |
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27.04.2014 13:22 RE: Die „Generation G“ und Meinungsfreiheit
Beitrag: #22
@ Jürgen Koll,
sehr interessanter Beitrag! Ich sehe wie so oft mehrere interessante Gedanken: a) Träumen von Utopien in Form von verklärten Bildern der Vergangenheit oder idealisierten Hochrechnungen einzelner Themen unter Annahme, dass es irgendwann endlich mal den wirklich guten Menschen geben wird, freiwillig oder unfreiwillig. Beide Utopien halte ich als Lösungsansätze für gefährlich, weil sie die mühsame Auseinandersetzung mit Sachzusammenhängen vermeiden. Beide Utopien sind aber menschlich verständlich, weil alles immer komplexer wird, immer mehr Menschen mit der aktuellen Situation unzufrieden sind oder anerkennen, dass es so auf Dauer nicht funktionieren kann. Die Rückwärtsgewandten, egal ob sie von den 1950ern träumen oder der DDR oder Außenpolitik al la Bismarck, werden meist schnell massiv kritisiert, insbesondere, wenn man sie in die Kiste "rechts" einsortieren kann. Bei den rückwärtsgewandten DDR-Utopisten ist das schon nicht so konsequent. Da merkt man Denkblockaden. Die Träumer von irgendwelchen utopischen neuen Wirtschaftssystemen oder Gesellschaften werden wesentlich weniger kritisiert. Ist natürlich auch irgendwie logisch, abgesehen davon, dass viele "mediale Meinungsrichter" ideologisch vorbelast sind. Bei neuen Ideen liegen noch keine Erkenntnisse über Nebenwirkungen und Kollateralprobleme vor. Man kann einfacher träumen. Das gehet gut, bis die Spielverderber mit Sachargumenten kommen oder es einfach ablehnen, mit einer Utopie zwangsbeglückt zu werden. b) Ansatz der ÖDP (Nicht links, nicht rechts, wir gehen die Probleme von der Wurzel her an) Er hat mir mal sehr gut gefallen, ich halte ihn aber inzwischen mehr für ein gut klingendes Etikett und ehrliche Absichtserklärung als wirklich hilfreich und zutreffend. Über ihr "christlich-humanistisch" und zugehörige eher rückwärtsgewandt-utopische Werte und Denkvorstellungen und zugleich wirtschaftpolitische Utopien wie Paechs ökologisch-sozialistischem Gesellschafts-, Lebensführungs- und Wirtschaftsmodell (meine persönliche Sicht und Bezeichnung der Postwachstumsökonomie a la Paech) versucht die ÖDP die Doppelutopie und läuft in die politische Doppelfalle. Sie sitzt zwischen sämtlichen klassischen Lagern und passt nicht in die Denkwelt der Medienvertreter und Meinungsmacher. Ob man mit einem solchen Utopienspagat überhaupt nennenswerte Wählerschichten und Wählergruppen erreichen kann, hatten wir ja schon mal diskutiert. Vielleicht eher als unter den Meinungsmachern der Medien, aber ohne die ist es sehr schwierig, in das Bewusstsein der Öffentlichkeit zu kommen. Letztendlich werden wir nur schützen, was wir lieben. Wir lieben nur, was wir verstehen. Wir werden nur das verstehen, was man uns lehrt. (Original in Englisch von Baba Dioum ( Senegal) vor der Generalversammung der International Union for Conservation of Nature, New Delhi, 1968 ) |
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03.05.2014 10:30 RE: Die „Generation G“ und Meinungsfreiheit
Beitrag: #23
Das "Wir Dummschwätzer" habe ich inzwischen auch gelesen. Schon sehr interessant, wie eine Redaktion den Unmut vieler Brief/E-Mail-Schreiber ernst nimmt und Gespräche organisiert.
Aber am Ende wird man das Gefühl nicht los, dass die betroffenen Autoren der Zeit business as usual machen, trotz dieses teilweise selbstkritischen Artikels. In diesem Zusammenhang erinnere ich mich daran, dass dieselbe Zeit mal einen Artikel geschrieben hatte, in die wissenschaftlich begründet dargelegt wurde, dass Menschen über die Zeit gesehen politische Ansichten, bzw. Ansichten zur Wirklichkeit, nur kaum ändern - auch wenn Gegenteiliges in deren Blickwinkel auftaucht. Fast immer stehen dem festgerostene Denkmuster im Wege. Und, um Michael anzufügen: innerhalb der ÖDP ist es durchweg nicht anders... |
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03.05.2014 18:02 RE: Die „Generation G“ und Meinungsfreiheit
Beitrag: #24
Das habe ich gerade auf Hamed Bdel-Samads Facebook-Profil gelesen:
"Ich glaube wir erleben in Deutschland gerade eine Zeitenwende. Debatten werden anders geführt und werden immer unabhängiger von den Feuilletons, den Talkshows und vom Heute Journal. Die Zeit ist vorbei, in der die Menschen auf moralische Instanzen und allwissende Autoritäten wie Helmut Schmidt oder Peter Scholl Latour warten, um ihnen die Welt zu erklären. Die Kluft zwischen der öffentlichen und der veröffentlichen Meinung ist ein gesundes Zeichen. Die Themen Russland, EU, Islam und Migration sind die besten Beispiele dafür. Zwischen dem abgeklärten Feuilleton und dem rechten Rand liegt eine große Mitte, die sich Zugang zu unabhängigen Informationen verschafft und kritisch mit diesen Themen auseinandersetzt, ohne sich von negativen Emotionen beeinflüssen zu lassen. Das sind weder Putin-Versteher, noch Europa-Skeptiker noch Islam-Hasser, sondern Bürger mit gesundem Menschenverstand, die ich für die Hauptsäule der Demokratie halte." Ich bin mir nicht sicher, ob die Zeitenwende eintritt bzw. Folgen in der Politik hat. Einen Unterschied zwischen öffentlicher und veröffentlichter Meinung gibt es bei vielen Themen sicher. Aber was soll sich dadurch ändern? Im Wesentlichen bestimmen Parteien die Politik. Erst wenn sich Parteien dieser von Abdel-Samad postulierten Mitte annhemen, kann sich etwas ändern. Meine These aber ist: Die großen Parteien und authentische Politiker achten sehr genau, wie sie in den Medien wahrgenommen werden. Im Zweifel gibt es zwei Meinungen, die für die Presse und die private. Sie unterliegen also zumindest zum Teil einer Selbstzensur. Vieles ist natürlich auch Überzeugung. Ist die ÖDP eine Partei für die von Abdel-Samad genannte Mitte? Gibt es die Mitte überhaupt? Ist sie so groß? |
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04.05.2014 12:36 RE: Die „Generation G“ und Meinungsfreiheit
Beitrag: #25
Zitat:Zwischen dem abgeklärten Feuilleton und dem rechten Rand liegt eine große Mitte, die sich Zugang zu unabhängigen Informationen verschafft und kritisch mit diesen Themen auseinandersetzt, ohne sich von negativen Emotionen beeinflüssen zu lassen. Die Einteilung in abgeklärte, vielleicht zu verträumte linksliberale politische Mitte und rechten Rand und dazwischen irgendeine große Mitte ist meiner Meinung unzureichend. Die AfD z.B. sammelt den Protest von links bis rechts ein, vom Meschen m Rande des Existenzminimums über Bürger mit Wut im Bauch bis hin zum Akademiker, der theoretisch die Entwicklung kritisiert. Die sogenannte bürgerliche Mitte ist inzwischen recht gemischt, ein gemeinsames Kennzeichen ist meiner Meinung nach die Ablehnung von direkter Gewaltanwendung jeglicher Art und der Wunsch nach Leben der kleinen heilen bürgerlichen Welt aus Beruf, Freizeit, Urlaub, ein paar idealistischen Zielen und, schon nicht mehr durchgängig Famile, wie immer das individuell im Detail aussieht. Das bürgerliche Spektrum unterscheidet sich dann etwas in der Bereitschaft, unterschiedliche Lebensentwürfe zu akzeptieren. Dies knallt zunehmend auf die beobachtbaren Realitäten in unmittelbarer Nachbarschaft und die sogenannten bürgerlichen Parteipolitiker, die in einer zunehmend für den einzelnen Bürger realitätsfernen Denkwelt agieren sowie auf Medien, die sich selbst Tabuthemen verordnen. Gleichermaßen halte die Annahme für falsch, dass dort keine negativen Emotionen wirken. Angst ist eine sehr starke Emotion wie auch Wut. Die bürgerliche Mitte ist hochempfindlich für Ängste. Aus der Ecke kamen historisch aus meiner Wahrnehmung in Deutschland sehr selten mutige Aktionen. Man passte sich lieber an. Insofern ist das Aufbegehren in der DDR 1989 eine deutsche Ausnahmerscheinung. Vielleicht, ich lasse mich da überraschen, kommt jetzt eine ähnliche tiefsitzende Unzufriedenheit, abgesichert durch das Gefühl kollektiver Sicherheit wieder hoch. Wir können dann nur hoffen, dass das friedlich und ohne politische Radikalisierung abläuft. Deutsche Politik, so die Beobachtung ausländischer Kollegen, neigt zu einem manchmal beängstigenden Umkippen von annähernder Handlungsunwilligkeit zu sehr weitreichendem sehr technokratischem Vorgehen. Wenn man als einzelner Bürger Angst hat, von irgendwelchen Bevölkerungsgruppen tätlich angegangen zu werden, wenn man etwas tut oder sagt oder sein Eigentum beschädigt zu bekommen und dann aus Vorsicht lieber schweigt, ist etwas schon sehr tief im Argen. Nachtrag: Zitat: Ist die ÖDP eine Partei für die von Abdel-Samad genannte Mitte? Gibt es die Mitte überhaupt? Ist sie so groß?Ich schrieb es schon früher: Die ÖDP ist aufgrund ihrer sehr breiten Mischung von Positionen keine Partei für größere Teile der bürgerlichen Mitte und zugleich ist sie zutiefst bürgerlich, weil sie eigentlich eine kleine heile Welt haben bzw. schaffen will und die dann konservieren möchte. Letztendlich werden wir nur schützen, was wir lieben. Wir lieben nur, was wir verstehen. Wir werden nur das verstehen, was man uns lehrt. (Original in Englisch von Baba Dioum ( Senegal) vor der Generalversammung der International Union for Conservation of Nature, New Delhi, 1968 ) |
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04.05.2014 16:17 RE: Die „Generation G“ und Meinungsfreiheit
Beitrag: #26
Ich bin teilweise anderer Meinung. Ich glaube, dass die Mischung der ÖDP durchaus das Potenzial hätte, einen größeren Teil der Bevölkerung anzusprechen, gerade auch unter den "Bürgerlichen". Der Flaschenhals ist aber aus meiner Sicht die Wachstumskritik, aus der dann Konzepte wie Postwachstumsökonomie oder Gemeinwohlökonomie abgeleitet werden, die zum einen miteinander in Widerstreit liegen und zum anderen aus meiner Sicht von der Mehrheit der Bevölkerung eher nicht nachvollzogen werden. Ist aber ein anderes Thema.
Ich glaube, dass die ÖDP in der derzeitigen Verfassung bzw. mit dem derzeitigen Spitzenpersonal eher nicht für Abdel-Samads Mitte (so es sie denn gibt) geeignet ist, da aus ihr nicht so viel zu den angesprochenen kontroversen Themen kommt. Wenn doch, orientiert es sich am Medienmainstream (Islam/Migration), wird eher dezent formuliert (Ukraine/Russland, EU-Kritik) oder kommt nur aus Teilen der ÖDP (Kritik am Bildungsplan in BW). Interessant könnte ein neues, geplantes Gesetz werden, das vorschreiben soll, dass neben rassistischen und fremdenfeindlichen Beweggründen auch menschenverachtende Beweggründe bei einer Tat für das Strafmaß besonders zu berücksichtigen sind. Peter Boehringer hat da schon größte Befürchtungen, die vom Vorsitzenden der Partei der Vernunft geteilt werden. Ob es so schlimm kommt, wie diese beiden es sich hier vorstellen, wird man sehen. Speziell wird die die Willkürlichkeitbei Auslegung des Begriffs „Menschenverachtung“ kritisiert. |
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04.05.2014 17:17 RE: Die „Generation G“ und Meinungsfreiheit
Beitrag: #27
Zitat:Ich glaube, dass die Mischung der ÖDP durchaus das Potenzial hätte, einen größeren Teil der Bevölkerung anzusprechen, gerade auch unter den "Bürgerlichen". Der Flaschenhals ist aber aus meiner Sicht die Wachstumskritik, aus der dann Konzepte wie Postwachstumsökonomie oder Gemeinwohlökonomie abgeleitet werden, die zum einen miteinander in Widerstreit liegen und zum anderen aus meiner Sicht von der Mehrheit der Bevölkerung eher nicht nachvollzogen werden. Ist aber ein anderes Thema. Ja und nein. Wachstumskritik ist m.E. nicht das eigentliche Problem auf dem Weg zum bürgerlichen Mittelfeld, sondern die Lösungsansätze a la Paech einschließlich der auch den Grünen eigenen oberlehrerhaften Belehrungswut in Richtung Konsumverzicht und Veränderungen des persönlichen Lebenstiles. Auch der Irrsinn (meine Meinung) eines Wahlrechtes ab 14 geht eher in die Richtung sozialrevolutionärer Utopien als bürgerlicher Vorstellungen. Ist vielleicht aber alles auch ein Alterschichtproblem. In einem Punkt stimme ich uneingeschränkt zu: Es fehlt das Spitzenpersonal, das breitere bürgerliche Wählerschichten überzeugend und glaubwürdig ansprechen könnte. Letztendlich werden wir nur schützen, was wir lieben. Wir lieben nur, was wir verstehen. Wir werden nur das verstehen, was man uns lehrt. (Original in Englisch von Baba Dioum ( Senegal) vor der Generalversammung der International Union for Conservation of Nature, New Delhi, 1968 ) |
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05.05.2014 15:14 RE: Die „Generation G“ und Meinungsfreiheit
Beitrag: #28
"Menschenverachtend" ist in der Tat ein sehr weit auslegbarer Begriff. Je nach Sichtweise könnte er theoretisch z.B. einem Abtreibungsbefürworter genauso eine entsprechend härtere Strafe einbringen wie jemandem, der Frauen ein "Grundrecht auf Abtreibung" nicht einräumen will (also da, wo diese Motive Motivation für eine Straftat sind). Dem Missbrauch dieses Kriteriums gerade durch die Justiz scheint mir da über kurz oder lang Tür und Tor geöffnet.
Und ob die ÖDP wirklich so manch einem Polemiker (davon laufen ja von Abdel-Samad bis Sarrazin genug in unsrem Land rum) folgen sollte, das möchte ich mal bezweifeln. Sicher sollte sie kontrovers geführte Debatten wie z.B. um Integration oder die Rolle des Westens in der Ukraine kritisch begleiten und auch ihren Standpunkt (sofern ausreichend differenziert vorhanden) einbringen. Aber plumpe Einseitigkeit, die mehr auf Konfrontation als auf echte Problemlösung ausgerichtet ist, hat noch nie irgend welche Missstände beheben können. |
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14.05.2014 18:37 RE: Die „Generation G“ und Meinungsfreiheit
Beitrag: #29
Man sollte als Partei nie einer Person folgen, weder Abdel-Samad noch Paech, aber sich mit den Gedanken auseinandersetzen schon. Ich halte Abdel-Samad aber nicht für einen Polemiker, Broder, ok, aber Abdel-Samad finde ich passt nicht in diese Kategorie.
Ein weiteres Beispiel für "Meinungsfreiheit": Klimaforscher Bengtsson: "Ich hatte Angst um meine Gesundheit und Sicherheit" |
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05.06.2014 10:34 RE: Die „Generation G“ und Meinungsfreiheit
Beitrag: #30
In den Zusammenhang mit Meinungsfreiheit passt auch gut dieser interessante, wenn auch nicht leicht zu lesende, Artikel über das Wort "Populismus" von Bettina Röhl in der Wirtschaftswoche. Ein paar interessante Gedanken sind dabei. Gut gefallen hat mir diese Passage:
"Er nennt eine oppositionelle Minderheit, die mit der Mainstreammeinung nicht kongruent ist, "populistisch", was bereits ein Widerspruch in sich selbst ist, während sich sein eigener "Populismus" (der allerdings ausgeblendet wird) in der Tatsache manifestiert, dass er sich bei einer, allerdings die Mehrheit beherrschenden Führungsminderheit beliebt zu machen bemüht und damit mittelbar hofft, auch zum Darling der Mehrheit zu avancieren." Haben wir hier nicht die Beschreibung eines authentischen Berufspolitikers? Wobei die von ihr genannte Mainstreammeinung besser als "mediale Mainstreammeinung" bezeichnet werden müsste, da diese nicht unbedingt mit der Mainstreammeinung in der Bevölkerung übereinstimmen muss. Dann könnte die oppositionelle Minderheit aber doch wieder populistisch genannt werden, populistisch aber wohl in einem mindestens neutralen, wenn nicht gar positiven Sinn. Irgendwie verwirrt mich dieser Artikel umso mehr, je mehr ich darüber nachdenke. Deshalb höre ich damit auch auf. Trotzdem: Leseempfehlung. Quintessenz für mich: Statt Meinungen oder Menschen als populistisch abzukanzeln, sollte man lieber konkret darlegen, was einen an der ein oder anderen Meinung stört, also auf der Sachebene argumentieren! |
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