Die „Generation G“ und Meinungsfreiheit
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27.02.2014 00:35 Die „Generation G“ und Meinungsfreiheit
Beitrag: #1
Durch einen Leserkommentar in einem online-Beitrag zur aktuellen Medienaufmerksamkeit für Thilo Sarrazin wurde ich auf einen Artikel aus Mai 2013 in Cicero hingewiesen. Es ist die Rede von der
Journalistengeneration G (Greenpeace, Gender, Gerechtigkeit)
Im Lichte der Diskussionen um z.B. den neuen Bildungsplan in Baden-Württemberg, und den Themen, die von Sarrazin angestoßen werden, ist das hier ein m.E. sehr treffsicherer Beitrag. Die Leserkommentare bei Cicero sind durchweg positiv bis sehr positiv. Einige Zitate: Zitat:In den Verlagshäusern und Rundfunkanstalten werden derzeit die Alt- und Jung-68er von der Generation Greenpeace abgelöst. Sie ist mit der ständigen Apokalypse aufgewachsen. Der grüne Alarmismus ist ihnen in Fleisch und Blut übergegangen. Das ist viel schlimmer als eine Gleichschaltung, wie man sie aus autoritären Staaten kennt: Diese Generation, die mittlerweile in vielen Redaktionen das Sagen hat, ist sich ihrer eingeschränkten Wahrnehmung gar nicht mehr bewusst. Sie denken vornehmlich in Freund-Feind-Kategorien und teilt die Welt am liebsten in Gut und Böse ein. Gut ist alles, was den Genderrichtlinien entspricht, mit einem blauen Engel bemäntelt ist, „mehr soziale Gerechtigkeit“ verheißt und vor allem „gegen rechts“ klare Kante zeigt. Zitat:Jede Volontärin (und es sind überwiegend weibliche Berufsanfängerinnen mit gesellschaftskritischem Studium) muss ihre Kompetenz erst einmal dadurch beweisen, dass sie einen Winkel ausfindig macht, in dem Frauen „noch immer furchtbar benachteiligt werden“. So bestätigt sich die stark feminisierte Branche in ihrer Elendswahrnehmung selbst. Warnungen von Greenpeace, BUND oder einer öko-sozialen Nichtregierungsorganisation werden ungeprüft übernommen. Zitat:Das alles mag dem Zeitgeist gehorchen. Der breiten Meinungsbildung dient es nicht. Mehr vom immer Gleichen ist noch lange keine Vielfalt. Dieser Konformismus lähmt und langweilt. Aus dem beobachtenden Journalismus ist ein mitfühlender geworden: Am Anfang steht die „richtige“ These, für welche der „Aufklärer“ dann die passenden Argumente sucht. Ein abwägendes Pro und Contra ist nicht mehr zeitgemäß, obwohl genau das von den Mediennutzern erwartet wird, wie zahlreiche Analysen belegen. http://www.cicero.de/berliner-republik/e...fahr/54351 |
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27.02.2014 15:44 RE: Die „Generation G“ und Meinungsfreiheit
Beitrag: #2
Ich hatte schon mal im alten Forum unter der Überschrift "Unabhängiger Journalismus?" auf den Artikel hingewiesen. Ich hatte damals zu dem verlinkten Artikel geschrieben:
Zitat:Man liest und hört öfters, dass die Journalisten (aller Medien) die vierte Gewalt im Staat seien, die Gesellschaft und Politik vor sich selbst schützen und ein neutrales Gegengewicht darstellen. Ich will die positive politische Bedeutung von freien Medien nicht in Frage stellen, aber parteiisch dürfen sie dann nicht sein: Es gab damals nur einen Kommantar von Jürgen Koll. Auf Wunsch stelle ich den wieder ein. Letztendlich werden wir nur schützen, was wir lieben. Wir lieben nur, was wir verstehen. Wir werden nur das verstehen, was man uns lehrt. (Original in Englisch von Baba Dioum ( Senegal) vor der Generalversammung der International Union for Conservation of Nature, New Delhi, 1968 ) |
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03.03.2014 00:06 RE: Die „Generation G“ und Meinungsfreiheit
Beitrag: #3
Ja, daran kann ich mich auch noch erinnern. In letzter Zeit gab es viele ähnliche Artikel, wohl nicht ohne Grund.
Da ich auch den alten Blog gespeichert habe, poste ich hier noch einmal meinen damaligen Kommentar: Ein sehr interessanter Artikel, dem ich in vielen Punkten zustimme. Allerdings sehe ich die Pressefreiheit noch nicht in Gefahr, auch wenn bedenkliche Entwicklungen aufgezeigt werden. "Diese Generation, die mittlerweile in vielen Redaktionen das Sagen hat, ist sich ihrer eingeschränkten Wahrnehmung gar nicht mehr bewusst. Sie denken vornehmlich in Freund-Feind-Kategorien und teilt die Welt am liebsten in Gut und Böse ein. Gut ist alles, was den Genderrichtlinien entspricht, mit einem blauen Engel bemäntelt ist, „mehr soziale Gerechtigkeit“ verheißt und vor allem „gegen rechts“ klare Kante zeigt." (Hervorhebung von mir). Das ist ein wichtiger Punkt: Sie sind sich ihrer eingeschränkter Wahrnehmung nicht mehr bewusst. Wenn man glaubt, im Besitz der einzig selig machenden Wahrheit zu sein, schränkt das die Sicht ein. Dies kann im extremistischen Fall letztlich zur Legitimierung von Repression und Gewalt gegen Andersdenkende führen. Auf journalistischer Ebene wird dann mit zweierlei Maß gemessen. „Nein, bei uns wird die Pressefreiheit von innen ausgehöhlt. Und zwar von denen, die vorgeben, das Recht auf freie Meinungsbildung zu verteidigen.“ Das hängt meiner Meinung nach auch mit einem falschen Verständnis von Toleranz zusammen. Viele tolerieren nur das, was sie selbst gut finden. Bei anderen Meinungen hört die Toleranz dann schnell auf. Ertragen? Dulden? Fehlanzeige! Das Verständnis von Demokratie und Meinungsfreiheit ist bei einigen Menschen fragwürdig. Ich muss an eine Veranstaltung an der Uni Duisburg vor vielen Jahren denken. Herr Rüttgers war damals eingeladen worden, um den Studenten Rede und Antwort zu stehen. Während man die Fragen der Studierenden noch hören konnte, wurden Rüttgers Antworten von Vertretern der Linken Liste des Asta „kreativ“ übertönt. Obwohl in der Minderheit und von den anderen Studenten immer wieder gebeten, hörten die mit ihrem Getöse nicht auf und forderten ständig, dass Rüttgers mit ihnen „gleichberechtigt“ diskutieren möge. Es blieb etwas unklar, was die letztlich wollten. Für mich war das aber eine Lehrstunde in „linker“ Demokratietheorie, Toleranz und Meinungsfreiheit. Das Problem ist bezüglich der Medien aber, dass sie wohl sehr einseitig rot/grün dominiert sind, wie man so liest. Gülner kristisiert in seinem Buch (vgl. Beitrag 1) auch, dass sich Parteien, vor allem die CDU, unter der medialen Dominanz in vielen Themen den Grünen annähern. Diese Gefahr sehe ich auch bei der ÖDP: Das Schielen danach, wie man in den Medien wahrgenommen wird, der Wunsch, als "gut" wahrgenommen zu werden und nur nicht anzuecken - und dabei das Profil gegenüber den Grünen zu verlieren. Der Preis des Machtwunsches. Da nehme ich die AfD ganz anders wahr. Denen scheint es relativ egal zu sein, was die Medien von ihnen denken. Sie gehen z.B. recht souverän und selbstverständlich auch mit für die "Generation G" auf dem Index stehenden Zeitungen wie der Jungen Freiheit um. Das kann ich mir bei der ÖDP nicht vorstellen. "Früher hatte jede Lokalredaktion ihren Jupp. Der hat in der Eckkneipe mehr über gesellschaftliche Trends erfahren, als die universitären Gesellschaftswissenschaftler von heute zu wissen glauben. Anstatt über den Stammtisch zu höhnen, würde es der „Generation G“ nicht schaden, ab und an mal an einem solchen Platz zu nehmen, um Volkes Stimme ungefiltert zu vernehmen." Schöne Empfehlung. Da höre ich es doch schon: "Populismus!", nein: „Rechtspopulismus!“ "Dabei wäre es schon hilfreich, die Quellen zu prüfen und diese eindeutig zu benennen, anstatt sich hinter anonymen „Experten“ zu verstecken. Man stelle sich vor, jede Behauptung müsste mit einer Fußnote am Ende eines Textes belegt werden. Mit Name, Funktion und Medium. Dann wäre schnell offenbar, welche Journalisten der Sache wirklich auf den Grund gehen – und wer nur von wem abschreibt." Da mag etwas dran sein. Ich habe auch den Eindruck, dass - speziell bei Studien - überhaupt nicht mehr die Zeit besteht, diese kritisch zu prüfen. Ich glaube da wird oft nur noch die Zusammenfassung gelesen und die Pressemitteilung veröffentlicht. Hauptsache schnell! |
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03.03.2014 00:20 RE: Die „Generation G“ und Meinungsfreiheit
Beitrag: #4
Und aus aktuellem Anlass direkt noch ein Link zu einem Bericht über eine Sarrazin-Lesung, sehr amüsant zu lesen. Ich habe etwas ähnliches, wie oben beschrieben, auch schon erlebt und kann mir die Szene lebhaft vorstellen.
Ein Appetizer: 'Die Veranstalter versuchen zu deeskalieren. "Es gibt in unserem Land etwas, das heißt Demokratie", wendet sich die zur Besänftigung der Seelen herbeigeeilte Jutta Ferbers vom BE an das "Auditorium". Deshalb möge man nun abstimmen, "ob wir die Veranstaltung machen". Das handhebende Votum fällt eindeutig positiv aus. Der Appell an die Demonstranten, "die Demokratie zuzulassen" und zu gehen, verpufft.' |
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05.03.2014 03:58 RE: Die „Generation G“ und Meinungsfreiheit
Beitrag: #5
Passend dazu ein Bericht aus Stuttgart, wo mit Tomaten und Farbbeuteln Toleranz verteidigt/durchgesetzt werden sollte (ganz unabhängig davon, was man von dem Bildungsplan hält, das ist ja ein anderer Thread):
"Linke Gegendemonstranten werfen Tomaten, Orangen und Farbbeutel - Als der Weg für den angemeldeten Protestzug durch die Innenstadt freigemacht wurde, wurden die Einsatzkräfte verbal und körperlich angegangen und ein Beamter verletzt. " http://kath.net/news/45118 |
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05.03.2014 21:26 RE: Die „Generation G“ und Meinungsfreiheit
Beitrag: #6
Ja, so sind einige unserer toleranten Mitmenschen. Anlässlich der „Thilophoben“ (auch eine schöne Wortschöpfung) in Berlin findet Peymann erstaunlich klare Worte: „nazihaftes Gepöbel“. Ein Lehrvideo für „kreativen Protest“ ist auch der (wenn ich richtig informiert bin von Grünen und SPD unterstützte) Protest gegen den Marsch für das Leben in Berlin (2013). Wer sich das Video ansieht (Bier und Chips nicht vergessen!) kann u.a. folgende Szenen entdecken:
Wie würdest du reagieren, wenn bei einer Demo für die „Rote Flora“...
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06.03.2014 00:49 RE: Die „Generation G“ und Meinungsfreiheit
Beitrag: #7
Passend zum Thema: http://www.heise.de/tp/artikel/41/41152/1.html
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06.03.2014 12:07 RE: Die „Generation G“ und Meinungsfreiheit
Beitrag: #8
Also das Wort "thilophob" gefällt mir doch ehrlich gesagt ganz und gar nicht (siehe links) ;-)
Und auf solche Störungen regiert man am besten durch friedliche, kreative und am besten noch unerwartete Reaktionen. Beim zerstören eines weißen Kreuzes könnt man zum Beispiel sagen (oder in der Situation wohl eher rufen) "Das macht auch keinen mehr lebendig", oder im Zweiten Beispiel an die Person rantreten und fragen "Tu es Petrus?". Und gegen Marienspott würde ich wohl Marienlieder oder das Magnificat singen... wobei ich gestehen muss, dass ich da nicht ganz textsicher bin Und zum Sarrazin-Interview: Ich habe da nichts entdeckt, wo ich Sarrazin wirklich widersprechen kann (zumindest in dem Interview). Am ehesten unterscheidet sich meine Position darin, dass sich Reiche durchaus schuldig fühlen dürfen - wenn auch aus völlig anderen Gründen, als viele linksgrüne Medienschaffende anführen (ich sehe das weniger (wenn auch nicht gar nicht) als Frage der Verteilungsgerechtigkeit, sondern als Infragestellung eines Geldwesens, bei dem Vermögen durch die Aufnahme von Krediten durch andere entsteht und die Reichen entsprechend kein "Geld" besitzen, sondern eben nur das, was andere als Schulden haben, so dass diese ihre Schulden gar nicht zurückzahlen KÖNNEN - aber das wäre jetzt auch wieder ein eigenes Thema). |
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06.03.2014 22:40 RE: Die „Generation G“ und Meinungsfreiheit
Beitrag: #9
Christian, interessanter Artikel in heise.de. Ein Zitat über die politische Vorlieben von Journalisten heute - "Eine Umfrage des Hamburger Instituts für Journalistik kam vor wenigen Jahren zu dem Ergebnis, dass etwa 40% der Journalisten den Grünen zuneigen" - deckt sich mit dem Befund im Artikel in Cicero (Siehe Einstiegsbeitrag).
Ich habe Sarrazin damals ("D schafft sich ab") und heute nicht gelesen. Wohl erinnere ich mch daran, anhand eines Zeitungsartikels eines niederländischen Historikers den Eindruck einer zu starken Polemisierung in Deutschland gewonnen zu haben. Denn was schrieb dieser Historiker (der das Buch übrigens gelesen hatte): Erstens zollte der Autor Respekt für die Gründlichkeit bei der Präsentation unzähliger Daten und Statistiken in seinem Buch ("auch darin ist er erstaunlich gut") und zweitens pries er ihn dafür, aus dieser Datenwust Zusammenhänge zu erkennen (wobei Ankersmit auch anerkennt, dass es einige Problembereiche gab). Diese damalige, sachliche Kommentierung eines Buches führt dazu, dass ich diesem neuen Buch von vorneherein nicht sonderlich kritisch betrachte. Im Gegenteil. Der heutige Gleichheitswahn wird zurecht angesprochen. |
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11.03.2014 07:02 RE: Die „Generation G“ und Meinungsfreiheit
Beitrag: #10
Wieweit die Meinungsfreiheit geht, habe ich erfahren, als ich einen Inklusionskritischen Bericht veröffentlichen wollte.
Hier der Text: http://www.oedp-aachen.de/aktuelles/pres...-wohlfeil/ Eine Diskussion über diese Thema ist in den Medien unerwünscht!! |
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