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ISIS und Syrien - Druckversion

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ISIS und Syrien - Jürgen Koll - 15.06.2014 14:37

ISIS rückt im Irak vor und laut taz müssen die US-Amerikaner jetzt über neue strategische Bündnisse nachdenken – mit dem Iran zum Beispiel.

Oder aber: Man hört endlich auf in anderen Staaten rumzupfuschen und zu glauben, man könnte die Welt nach den eigenen Vorstellungen ändern und dadurch retten! Schließlich wurden die Taliban auch durch ein strategisches Bündnis gegen die UDSSR gefördert – mit großem Erfolg, wie sich gezeigt hat.

Wie sieht es heute in Syrien aus? Wer liefert die Waffen, wer unterstützt die verschiedenen Seiten? Aus welchen strategischen Interessen? Resultat ist ein schrecklicher Bürgerkrieg auf Kosten der Menschen.

Ich frage mich, ob man Konflikte wie den Bürgerkrieg in Syrien etwas entschärfen könnte, indem man keine der Konfliktparteien unterstützt (Waffenlieferung/Ausbildung/direkte militärische Hilfe) und Staaten, die dies tun (USA, Saudi Arabien usw.) unter Druck setzt. Diese ganzen oft kurzsichtigen strategischen (und wirtschaftlichen) Überlegungen, die hinter solchen i.d.R. nicht stringent an einem ethischen Maßstab orientierten Aktionen stecken, haben doch kaum positive Auswirkungen gehabt. Ob Irak, Afghanistan, Libyen, Mali... wo sind durch direktes oder indirektes militärische Eingreifen je nachhaltige Erfolge erzielt worden (Ausnahmen wie das Eingreifen der Alliierten im Zweiten Weltkrieg bestätigen wohl eher die Regel)? Eher wurden Regionen destabilisiert mit der Folge, dass neue Flüchtlingsströme entstanden sind. Solche Konflikte sollte man am besten finanziell und bezüglich der Waffen austrocknen, humanitär so gut es geht helfen und abwarten... obwohl das Abwarten in verschiedenen Situationen auch nicht gut ist. Andererseits hat man schon das Gefühl, dass nur bei Konflikten eingegriffen wird, wo „Interessen“ westlicher Länder berührt werden.

Wie seht ihr das? Welche Position hat hier die ÖDP oder welche könnte/sollte sie einnehmen?


RE: ISIS und Syrien - Felix Staratschek - 15.06.2014 21:47

Zwischen den Zeilen kann man aus den Nachrichten auch rauslesen, was falsch gelaufen ist, dass die Schiiten, die die Mehrheit im Land stellen, die Sunniten aus vielen Posten rausgedrängt haben. Und nun unterstützen viele Sunniten die ISIS, weil diese sich in ihrem Land nicht wieder finden. 

Hier eine Meldung der katholischen Nachrichtenagentur Fides aus Rom: 

Edit: Zur Vermeidung von rechtlichen Problemen wurde die Agenturmeldung entfernt. Bitte zukünftig nur Volltextkopien von Zeitungsartikeln, Internetartikeln etc, wenn Sie dazu Veröffentlichungsrechte haben.

Sollten Sie die Rechte zur Veröffentlichung der Agenturmeldung haben sein, bitte Information.

Danke!

Für die Forumbetreiber
Michael (Mittelstädt)



RE: ISIS und Syrien - ohnebadeschaum - 16.06.2014 11:58

Zustimmung zu Jürgen Koll mit der Einschränkung, dass das Vorgehen Frankreichs in Mali sehr wohl erfolgreich war.

Wie du richtig schreibst, gilt es die Länder zu sanktionieren, die diese islamischen Gotteskrieger (das Wort Gott in diesem Zusammenhang ist schon sehr befremdlich) unterstützen. Die ISIS soll hauptsächlich von den Saudis und von Kuwait unterstützt werden. Und wer macht mit diesen Ländern die profitabelsten Geschäfte? Natürlich wie immer Deutschland.

Sich raushalten wäre im Gegensatz zur Forderung Gaucks in der Vergangenheit wirklich besser gewesen. Das liegt aber nicht daran, dass man sich grundsätzlich besser raushalten sollte, sondern an der Verlogenheit der Vorgehensweisen, die letztendlich nur wirtschaftlichen Interessen dienen sollen.


RE: ISIS und Syrien - Felix Staratschek - 16.06.2014 19:33

Alle Veröffentlichungen sind durch die Creative Commons-Lizenz geschützt und können mit Bitte um Quellenangabe unter Verweis auf den Fidesdienst weiterverwendet werden.

 Das braucht man nicht löschen.


RE: ISIS und Syrien - Michael M(ittelstädt) - 16.06.2014 20:04

(16.06.2014 19:33)Felix Staratschek schrieb:  Alle Veröffentlichungen sind durch die Creative Commons-Lizenz geschützt und können mit Bitte um Quellenangabe unter Verweis auf den Fidesdienst weiterverwendet werden.

Okay, Danke! Werde ich zukünftig berücksichtigen.


RE: ISIS und Syrien - Felix Staratschek - 18.06.2014 20:09

ASIEN/IRAK - Chaldäischer Erzbischof am Tag des Gebets und Fastens für den Frieden: „Bewaffnete Konflikte tragen nicht zur Lösung der Probleme bei"

Mossul (Fides) – “In den Dörfern der Ninive-Ebene, wo ein Teil der Einwohner von Mossul, Zuflucht suchten, spitzt sich die Lage von Tag zu Tag zu. Seit zwei Tagen gibt es weder Wasser noch Strom. Auch Treibstoff wird knapp. In der vergangenen Nacht wurden Teile Mossuls bombardiert, weshalb weitere Zivilsten die Stadt verlassen”, so der chaldäische Erzbischof von Mossul, Amel Shamon Nona, zur Verschlechterung der Lebensbedingungen der Zivilbevölkerung nach der Eroberung der der Stadt durch die islamistische Gruppe “Islamischer Staat in im Irak und Levante (ISIL)“. 

Unterdessen, sind alle chaldäischen Gemeinden am heutigen 18. Juni auf Initiative ces chaldäischen Patriarchen Louis Raphael I. Sako zum Tag des Fastens und des Betens eingeladen. “Hier im Dorf Tilkif”, do Erzbischof Nona “werden wir mit den Kindern und den Familien zum heiligen Herzen Jesu dafür beten, dass der Frieden auch in unseren Herzen erhalten bleibt und unsere Mitbürger vor Gewalt und Krieg verschont bleiben”. Mit Blick auf eine mögliche Intervention ausländischer Kräfte im Irak erinnert der chaldäische Erzbischof von Mossul daran, dass “es in Irak schon viele Kriege gegeben hat. Doch militärische Interventionen tragen nicht zur Lösung der Probleme bei. Früher oder später brechen die Konflikte erneut und noch heftiger aus. Es muss geduldig nach einer gemeinsamen Sprache gesucht werden, damit wir Instrumente für einen Dialog finden, an dem alle Iraker beteiligt sind”. 

Unterdessen besuchten Mitarbeiter des Kinderhilfswerks UNICEF die Ninive-Ebene, wo bereits in den kommenden Tagen Hilfsprogramme für Kinder und Jugendliche auf den Weg gebracht werden sollen. Das UNICEF-Büro in Erbil hat rund 50 Mitarbeiter. “Unsere Priorität ist es”, so der aus Italien stammende Arzt Marzio Babille, der das Kinderhilfswerk im Irak vertritt “irakische Kinder zu schützen, wobei wir Kinder aus Minderheiten ein besonderes Augenmerk widmen, die seit langer Zeit unter der Situation leiden und nun die traumatische Erfahrung der Vertreibung machen”. (GV) (Fides 18/6/2014).


Was bringt es, eine Stadt zu bombadieren?


RE: ISIS und Syrien - Felix Staratschek - 18.06.2014 20:16

Hier noch mal die gelöschte Beitrag. Wird das, was die Rebellen geschont haben, jetzt von den Gegenschlägen des Irak gefährdet?

Zitat:ASIEN/IRAK - Erzbischof Nona: Muslime schützen Kirche in Mossul vor Plünderungen

Mossul (Fides) - “Die dschihadistischen Milizen haben inzwischen ganz Mossul unter ihrer Kontrolle und die Lage scheint sich beruhigt zu haben. Doch wir wissen nicht genau, war sie sind und was sie planen“, so der chaldäische Erzbischof von Mossul Amel Shamaaoun Nona zur derzeitige Lage in der zweitgrößten Stadt des Iraks, die in den vergangenen Tagen von Milizionären der islamistischen Gruppe “Islamischer Staat im Irak und Levante” (ISIL) erobert wurde, die auch für ihre Übergriffe in Syrien bekannt ist. 


Wie der chaldäische Erzbischof bestätigt, haben die meisten der insgesamt 1.200 in Mossul lebenden christlichen Familien die Stadt verlassen. Der Bischof und seine Priester halten sich unterdessen derzeit in der nahe gelegenen Ninive-Ebene auf. Gleichwohl dementiert Erzbischof Nona Gerüchte über angebliche Übergriffe auf christliche Kirchen durch Mitglieder der ISIL. “Unsere Heilig-Geist-Kirche”, so der Erzbischof zum Fidesdienst, “wurde von vorgestern von Räuberbanden geplündert, während die Einheiten der ISIL die Stadt einnahmen. Daraufhin haben in der Nähe wohnende muslimische Familien die islamistischen Kämpfer gerufen, die die Plünderer aus der Kirche vertrieben. Dieselben Familien teilten uns mit, man werde die Kirche fortan bewachen und vor Plünderern schützen“. 


Die Baustelle einer armenischen Kirche wurde bei den Gefechten beschädigt, weil sie sich direkt neben einer Armeebasis befindet, die von den Dschihadisten erobert wurde. Seit ihrem Einmarsch in die Stadt zeigen sie die Absicht, die öffentliche Ordnung gewährleisten zu wollen. Erzbischof Nona dementiert auch Gerüchte über den angeblichen Kopftuchzwang für christliche Frauen. Bei den noch in Mossul verbliebenen Christen handelt es sich vor allem um ältere Menschen, die aus gesundheitlichen Gründen ihre Wohnung nicht verlassen können. Unter die Mehrheit der aus Mossul geflohenen Einwohner seine Muslime, so der Erzbischof

“Was ich zur Entwicklung der Lage sagen kann”, so der Erzbischof abschließend, “ist, dass diese auf ziemlich mysteriöse Weise stattfand. Es ist nicht ganz verständlich, wie es geschehen konnte, dass so viele Soldaten und Polizeibeamte die Stadt innerhalb von einer Stunde verlassen und Waffen und Transportmittel zurückgelassen haben. Dies alles wirft viele Fragen auf”.


In der Heilig-Geist-Kirche in Mossul wurde am 3. Juni 2007 Pfarrer Ragheed Ganni zusammen mit drei Diakonen ermordet. Aus derselben Pfarrei wurde auch Erzbischof Paulos Faraj Rahho verschleppt, dessen Leiche am 13. März 2008 gefunden wurde. (GV) (Fides 12/6/2014)

Edit: Formatierungsprobleme (Schriftart, Größe, Farbe) beseitigt. Michael M(ittelstädt) 19.06.2014


RE: ISIS und Syrien - Felix Staratschek - 23.06.2014 15:02

ASIEN/IRAK - Erzbischof Nona nach der Zerstörung einer Madonnenstatue: Leid der Christen darf nicht zu Propagandazwecken manipuliert werden

Mossul (Fides) – Der chaldäische Erzbischof von Mossul, Amel Shamon Nona, bestätigt die Verwüstung einer Madonnenstatue durch sunnitische Aufständische nach er Eroberung der Stadt, bekräftigte aber auch, dass die Gerüchte über eine mögliche “islamische Steuer” für Christen in Mossul sich bisher nicht bewahrheitet haben. “Islamisten haben eine Marienstatue zerstört”, so der Erzbischof, “die sie vom Turm der Marienkirche heruntergerissen hatten. Das Marienheiligtum wird von vielen Gläubigen besucht”. Beim Entfernen der Marienstatue sei das Innere der Kirche jedoch nicht zerstört worden. „Dasselbe geschah mit allen anderen Statuen in der Stadt”, so der Erzbischof, “und bei der Kampagne der islamistischen Aufständischen in Mossul und im Norden des Landes wurden auch andere Statue, wie zum Beispiel die des Mullah Osman Musli und des Poeten Abu Tammam niedergerissen“. 
Wie Beobachter berichten halten sich unterdessen im Mossul nur noch wenige Christen auf, bei denen es sich vor allem um ältere Menschen handelt. “Bisher”, so Erzbischof Nona, der sich derzeit in Tilkif aufhält, “wurden nur einige christliche Beamte aufgefordert, nicht an den Arbeitsplatz zurückzukehren, wobei ausdrücklich erwähnt wurde, dass der Grund dafür ihre Zugehörigkeit zu einer Minderheit sei. Die Situation spitzt sich zu und wir sind alle besorgt. Doch ich stelle auch fest, dass die Situation der Christen manchmal zu Propagandazwecken manipuliert wird. Dies ist gefährlich, auch für die Christen selbst: es wird zwar von uns gesprochen, doch es geht um etwas ganz anderes”.
Am heutigen 22. Juni hatte der irakische Menschenrechtsminister Mohammed Shia al Sudani in einem TV-Interview betont, dass die sunnitischen Milizionäre der ISIL Gewalt gegen die Einwohner der Ninive-Ebene verübt, Kirchen in Brand gesteckt und Frauen vergewaltigt haben sollen, von denen fünf nach Angaben des Ministers danach Selbstmord begingen. (GV) (Fides 23/6/2014)
http://www.fides.org/


RE: ISIS und Syrien - Jürgen Koll - 27.06.2014 16:11

Jonathan Spyer meint in der Jungle World, man solle die Kurden unterstützen. Diese seien eine stabile prowestlich Kraft. Naja, ich weiß nicht.
Bezüglich seiner Einschätzung zum Iran und zu den sunnitischen Islamisten ("Es ist eine falsche Vorstellung, dass der Iran eine rationale, stabilisierende Kraft gegen Isis sei. Für genauso falsch und gefährlich halte ich die in rechten amerikanischen Kreisen verbreitete Vorstellung, dass die sunnitischen Islamisten unterstützt werden sollten, weil alles gut ist, was dem Iran schade.") teile ich. Viel sagend ist die hier wiedergegebene Einstellung rechter amerikanischer Kreise. Der Feind meines Feindes ist mein Freund. Auf diese Weise haben die USA schon viel Unheil angerichtet. Spyer glaubt nicht, dass Syrien und der Irak in den bisherigen Grenzen weiter existieren werden. Interessantes Interview: http://jungle-world.com/artikel/2014/26/50103.html


RE: ISIS und Syrien - Jürgen Koll - 27.06.2014 16:22

Die USA haben andere Ideen: Obama will Rebellen mit 500 Millionen Dollar helfen. Gemeint sind die Rebellen in Syrien, natürlich prüft man vorher, wer das Geld bekommt. Ist aber alles noch nicht in trockenen Tüchern. Die Russen meinen, man könne das Geld sicher besser anlegen. So würde man Öl ins Feuer gießen. Ich neige dazu, den Russen Recht zu geben...