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Geht Fisch zur Neige? - Druckversion

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Geht Fisch zur Neige? - rjmaris - 06.05.2014 21:07

Vor etwa einer Woche las ich, dass John Kerry in einem Statement Alarm zu den Fischbeständen im Ozean geschlagen hatte. Ich dachte: das heißt was, wenn ein amerikanischer Minister so etwas sagt. Nun las ich einen Reisebericht eines Seglers, der heute die gleiche Strecke auf dem Ozean segelte als vor zehn Jahren. Der Mann war entrüstet ob der Veränderung des Ozeans. Wo er vor zehn Jahren unterwegs genug Fisch fangen konnte, war es diesmal sehr, sehr karg. Dazu kommt: es waren kaum Vögel in der Luft, weil die auf Fische angewiesen sind.

Kurz: mir fiel Kerry wieder ein.
Die Geschichte des Seglers liest sich gut (macht aber leider mißmutig), und findet sich hier: http://www.zeit.de/2014/18/ozeane-ueberfischung-muell/

Die Kerry-Meldung konnte ich so schnell nicht wieder finden. Schließlich: es war im Rahmen einer Ozeankonferenz in Den Haag. Der Bericht stand halt in einer niederländischen Zeitung. Einen Satz daraus übersetzt: "Heute ist zuviel Geld auf der Suche nach zuwenig Fisch". Wenn ich das lese, denke ich unwillkürlich: Fisch-Mafia. Überall Mafia. Gestern Sand-Mafia. Und morgen? Allmählich verliere ich den Glauben, dass wir unseren Kindern eine lebenswerte Welt hinterlassen können.


Nachtrag: bei der Kerry-Nachricht-Suche fand ich noch einen Bericht der National Geographic, es geht um Warnungen von Kerry und Prinz Charles gemeinsam. Und da ist auch noch ein massives Müll-Problem, aber das ist hier schon thematisiert.


RE: Geht Fisch zur Neige? - Michael M(ittelstädt) - 07.05.2014 05:44

Es gibt noch Leute, die etwas zu retten versuchen:
http://www.fair-oceans.info/index.php/aktuell.html

Zitat:Allmählich verliere ich den Glauben, dass wir unseren Kindern eine lebenswerte Welt hinterlassen können.

Es nicht zu versuchen ist keine Option:
http://www.songtexte.com/songtext/die-arzte/deine-schuld-5bdccbb0.html


RE: Geht Fisch zur Neige? - ohnebadeschaum - 07.05.2014 17:58

trauriger Weise passt mein Benutzername zu meinem ersten Beitrag hier. Aber wer weiss, wann der Schaum dazukommmt und baden möchte darin niemand mehr.

Ich bin schon als Jugendlicher leidenschaftlich gesegelt und hatte schon vor rund 30 Jahren den Traum die Welt mit dem Segelboot zu entdecken. Es ist nie dazu gekommen, warum auch immer. Aber es bedurfte erdgeschichtlich nur eines Bruchteils eines Wimpernschlags, das einem die Lust daran auch vergangen ist.
Schon damals hatte ich das Buch des Greenpeace Gründers MC-Taggert gelesen und war auch Mitglied bei Greenpeace. Bis heute verfolge ich die Zerstörung dieses Planeten, die angesichts der Bevölkerungsentwicklung restlos geplündert wird. Ich war damals schon Pessimist und gab der Menschheit noch ca. 100 Jahre. Heute würde ich sagen, das war sogar noch optimistisch.
Auch wenn heute keine Dünnsäure mehr in der Nordsee verklappt wird, sind die Sünden auf unzähligen neuen Gebieten nicht mehr beherrschbar. So plant aktuell Australien einen riesigen Kohlehafen mitten im Great Barrier Reef.

http://www.focus.de/wissen/natur/tiere-und-pflanzen/kohlehafen-bedroht-weltnaturerbe-great-barrier-reef-vor-dem-todesstoss_id_3624148.html

Der Wachtumswahn ist zur Religion unserer "freiheitlich, demokratischen Demokratie" geworden. Dieses Wertesystem muss natürlich auch in der Ukraine gegen den bösen Russen verteidigt werden.

Heute muss ich es bereuen, meinen Traum nicht schon damals erfüllt zu haben. Ich glaube die meisten Jugendlichen heute haben sowieso andere Träume: das neueste Händi, irgendwelche Markenklamotten, einen SUV von Audi...- da ist der Ozean weit weg.


RE: Geht Fisch zur Neige? - ohnebadeschaum - 08.05.2014 00:42

"freiheitlich, demokratische Demokartie": sorry, aber bei dem Gesülze, das den Deutschen seit Jahrzehnten eingetrichtert wird, komme ich dann schon mal durcheinander, weil sich da bei mir zuviele Blockaden aufbauen.

Ähnliche Lügen sind z. B.:
- die deutschen bauen die besten Autos,
- die Freiheit muss auch am Hindukusch verteidigt werden,
- die Krise Südeuropas ist eine Staatsschuldenkrise,
- die Bankenrettung kostet den Steuerzahler keinen Cent, 
- Deutschland ist Vorreiter im Klimaschutz
- Griechenland ist auf einem guten Weg.........

Die Liste der Massenverarschung kann endlos fortgesetzt werden und ist in Deutschland leider erfolgreich.
Anders sind laut Umfragen die 41 % für die CDU nicht zu erkären.


RE: Geht Fisch zur Neige? - ohnebadeschaum - 09.05.2014 08:45

und nicht zu vergessen:

"Scheitert der Euro, scheitert Europa"

aber zurück zum Thema:

Auch darüber wird am 25.05.14 abgestimmt...

http://www.spiegel.de/wirtschaft/fischfang-vor-afrikas-kueste-europa-kauft-die-meere-leer-a-712541.html

der Artikel ist zwar von 2010, aber da sich seitdem nichts geändert hat, macht es die Sache nur noch schlimmer.

So kaufen sich EU aber auch China wertvolle Naturressourcen in Afrika. Das Geld geht an korrupte Staaten, die dafür wieder Waffen bei der deutschen Rüstungsindustrie kaufen. Die verarmte Bevölkerung ertrinkt dann vor den Küsten der EU.

Genauso brauchen wir hier auch keine EU-subventionierte Massentierkonzentrationslager um afrikanische Märkte mit billigstem Fleisch zu fluten.


RE: Geht Fisch zur Neige? - Michael M(ittelstädt) - 10.05.2014 12:47

(09.05.2014 08:45)ohnebadeschaum schrieb:  Auch darüber wird am 25.05.14 abgestimmt...

http://www.spiegel.de/wirtschaft/fischfang-vor-afrikas-kueste-europa-kauft-die-meere-leer-a-712541.html

der Artikel ist zwar von 2010, aber da sich seitdem nichts geändert hat, macht es die Sache nur noch schlimmer.

...

Genauso brauchen wir hier auch keine EU-subventionierte Massentierkonzentrationslager um afrikanische Märkte mit billigstem Fleisch zu fluten.

Zunächst einmal ein Herzliches Willkommen im Forum!

Wir beide scheinen aus der gleichen Generation zu kommen und einiges ähnlich wahrgenommen und erlebt zu haben: David McTaggart, Beginn Greenpeace in Deutschland Anfang der 80er, Dünnsäureverklappung in der Nordsee, "war Mitglied bei Greenpeace".

Ich stimme zu, dass die EU-Fischerei weltweit, speziell aber avor der afrikanischen Küste eine absolute Katastrophe ist. Trotzdem ist es nicht ganz richtig, dass sich seit 2010 nichts getan hat. In 2013 ist einiges in Sachen Fischereipolitik in der EU gemacht worden. Es reicht zwar m.E. nicht aus, aber zumindest ist es mehr als die Jahre vorher. Ich hatte Ende letzten Jahres für eine Meeresschutzorganisation eine Zusammenfassung zu den Änderungen der Gemeinsamen Fischereipolitik der EU geschrieben. Habe keine Zeit, das zusammenzufassen, daher hier komplett:

Zitat:Gemeinsame Fischereipolitik (GFP) – Eine Analyse der Fischereireform der EU (Michael Mittelstädt, Stand 31.12.2013))

„Die gemeinsame Fischereipolitik wird durch die ab 01. Januar 2014 geltende neue Grundverordnung grundlegend reformiert.“ (Webseite BMELV 12.12.2013)
Die Gemeinsame Fischereipolitik der EU war in den letzten Jahren ein zähes und nicht gerade von erkennbaren Verbesserungen für die Ozeane und die Fischbestände gekennzeichnetes Politikfeld, obwohl bereits viele Fischbestände bis an die Grenze des Kollapses überfischt sind. Und nicht nur die Fischbestände sind betroffen: Vor der westafrikanischen Küste fischen europäische Fischtrawler in dortigen nationalen Küstengewässern mit gravierenden Konsequenzen für die dortigen Küstenfischer.
Fischfang und Fischverarbeitung sind in einigen EU-Ländern große und politisch bedeutsame Wirtschaftsbereiche. Einige EU-Nationen haben sehr große Fischfangflotten und Überkapazitäten. Es geht um viele Arbeitsplätze und hohe Subventionen.
Der 30. Mai 2013 bildete das vorläufige Ende eines langen Ringens. Der Fischereirat der EU (Fischerei-Minister) und das Europäische Parlament einigten sich auf einen Kompromiss zur Reform der GFP. Noch im Februar hatte sich das Europäische Parlament mit großer Mehrheit für eine weitreichende Reform der GFP ausgesprochen mit dem Ziel einer unverzüglichen Wiederherstellung der Fischbestände. Die EU-Fischereiminister hatten das abgelehnt. Am 30. Mai einigte man sich auf die Wiederherstellung der Fischbestände, die Festlegung von rechtsverbindlichen Zielen zur Beendigung der Überfischung, Verringerung von Beifang und Rückwurf und die Anwendung transparenter Umwelt- und Sozialkriterien bei der Vergabe von Fangmöglichkeiten. Abgelehnt wurde die Einführung übertragbarer Fischereibefugnisse. Nach langen und schwierigen Verhandlungen zwischen den beteiligten EU-Gremien stimmte am 10. Dezember 2013 auch das EU-Parlament dem Kompromiss zu.
Auf der Webseite des Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (BMELV) werden als wesentliche Inhalte der Reform ein „radikaler Kurswechsel in der europäischen Fischereipolitik“ hin zur Nachhaltigkeit und die „Einführung von Rückwurfverboten“ genannt.
Der WWF sah Mitte des Jahres in der Einigung eine „kleine Revolution“. Die Umweltschutzverbände OCEAN2012 und The PEW Charitable Trusts sahen in ihren ersten Stellungnahmen einen „endlich erreichten Präzedenzfall für verantwortliche Fischereipolitik nach 30 Jahren Misswirtschaft durch die Fischereiminister“, verwiesen aber auf die noch zu lösenden technischen Probleme und die noch ausstehende Einigung zur Regelung der künftigen Finanzierung.
Die Einführung von Rückwurfverboten und Anlandegeboten ab dem 1. Januar 2015 sind unstrittig ein großer Durchbruch. Bislang führten die EU-Regelungen dazu, dass Fänge von unerwünschten oder zu kleinen (oft jungen) Fischen wieder über Bord geworfen werden. Die z.T. erheblichen Mengen rechneten nicht auf die Fangmenge an, obwohl diese zurückgeworfenen Fische zum allergrößten Teil nur tot oder sterbend in das Meer zurückkehrten und damit für die Bestände verloren gingen. Unter dem Strich eine fürchterliche Verschwendung. Jetzt ist zumindest ein Anreiz gegeben, durch intelligentere Fischmethoden solche Beifänge zu vermeiden oder zu vermindern. Wird doch noch zu kleiner oder unerwünschter Fisch gefangen, muss er angelandet werden. Es ist noch die Frage, was dann damit erfolgt. Hoffentlich nicht nur die Verarbeitung zu Tierfutter. Kritisiert wird allerdings von Fachleuten, dass das Rückwurfverbot für Beifang außerhalb von EU-Gewässern, d.h. z.B. in den überfischten Gewässern vor Ghana oder dem Senegal, nicht verpflichtend sein wird.
Bezüglich Nachhaltigkeit sind es Absichtserklärungen: „Die europäischen Fischereien sollen so bald wie möglich, spätestens aber bis 2020, nach dem Prinzip des maximalen Dauerertrages (MSY) bewirtschaftet und die mehrjährigen Bewirtschaftungspläne auf alle wirtschaftlich genutzten Fischbestände ausgedehnt werden.“( BMELV). Im Juni kam für die Reform ein erster Rückschlag. Der Fischereiausschuss des Europäischen Parlamentes stimmte für die Bereitstellung von 1,6 Mrd. Euro für den Bau von bis zu 20 000 neuen Fischereifahrzeugen.
Letztlich geht es in der EU immer um Geld. In diesem Fall um über 6,5 Milliarden Euro aus dem Europäischer Meeres- und Fischereifonds (EMFF) im Zeitraum 2014-2020. Das Geld wird aber wohl das einzige Mittel sein, um einige Staaten zum Einhalten der erreichten Regelungen zu bringen. Die Deutsche Umwelthilfe begrüßte daher die im Oktober beschlossene Aufstockung des Fonds. Aber auch das garantiert keine schnelle Umsetzung. Am 20. Dezember teilte die EU mit, dass die Verhandlungen über den EMFF vertagt wurden. Man konnte sich nicht einigen.
Durchbruch oder zu wenig, zu inkonsequent und zu spät? Unter politischen Gesichtspunkten ist die Reform ein Durchbruch in Richtung Vernunft. Mehr ist wohl in der von Egoismen, Wirtschaftslastigkeit und mühsamen Kompromissen geprägten EU-Politik einfach nicht möglich. Ob das endgültige Ergebnis die dringend notwendigen Bestandserholungen der Fischbestände bringt, muss abgewartet werden. Angesichts der weiterlaufenden Subventionen für eine zu große Fischfangkapazität und das Gezänk um die EU-Milliarden bin ich da eher skeptisch. Auch der im Dezember 2013 im EU-Parlament gescheiterte Antrag, die extrem umweltschädliche Tiefseegrundschleppnetzfischerei zumindest unterhalb von 600 m zu verbieten, zeigt, dass der große Durchbruch in Richtung Nachhaltigkeit noch lange nicht erreicht ist.
Quellen und Links:
http://www.bmelv.de/DE/Landwirtschaft/Fischereipolitik/EU-Fischerei/_Texte/Reform-Gemeinsame-Fischereipolitik.html
http://ec.europa.eu/fisheries/reform/index_de.htm
http://ec.europa.eu/fisheries/cfp/index_de.htm
http://www.zeit.de/wirtschaft/2013-10/ueberfischung-eu-subventionen
http://www.duh.de/pressemitteilung.html?&tx_ttnews[tt_news]=3197
http://www.wwf.de/2013/dezember/weiter-bulldozer-am-meeresgrund/



RE: Geht Fisch zur Neige? - ohnebadeschaum - 14.05.2014 08:28

Hallo Michael,

danke für den Beitrag. Schön einen Fachmann an Bord zu haben. Ich habe mir die Zeit genommen ihn ganz zu lesen. Hier meine Zusammenfassung:  Es ist trotz der EU-Bemühungen feststellen, dass sich vor Afrika nichts geändert hat.

Das Verbot, den unerwünschten Beifang als Müll über Bord zu werfen gilt nur innerhalb der EU.

Das Überfischen wird sich langfristig so oder so regeln, egal was die bei der EU für faule Kompromisse verhackstückeln:

http://www.spiegel.de/wissenschaft/natur/klimawandel-macht-fische-kleiner-a-858797.html

Gestern war auf ntv zu lesen, dass der Rückgang von Fischbeständen aufgrund des Temperaturanstiegs besonders in Nord-und Ostsee zu beobachten ist. Da wird es dann eh nicht mehr viel geben, was man wieder über Bord werfen kann.

Ist makaber aber Realität.

Anstatt Subventionen für eine neue Flotte, sollten lieber Arbeitsplätze subventioniert werden, die den unerwünschten Beifang sofort wieder lebend dem Meer zurückgeben.
Aber da es immer um den maximalen Profit bestimmter Wirtschaftszweige geht, kommt man auf sinnvolle Lösungen erst garnicht.


RE: Geht Fisch zur Neige? - Thilo Behrens - 14.05.2014 17:32

Und wieder mal nehme ich mir vor, in Zukunft keine Leserkommentare mehr zu lesen. Es ist einfach erschreckend, wie ignorant sich viele gegenüber den Folgen ihres Handelns geben. Aber so ists wohl bequemer, muss man wenigstens nichts ändern...Confused


RE: Geht Fisch zur Neige? - ohnebadeschaum - 16.05.2014 09:14

Thema Thunfisch:

er wird wild gefangen und in enge Käfige eingesperrt bis die Böresnpreise für Thunfisch hoch genug sind. Das ist die Qual unserer KZ-Hühner übertragen auf Tiere, die ihre Freiheit gewohnt waren.

Hier ein aktueller Film, der sicher auch bald in ganzer Länge eingestellt wird:

http://www1.wdr.de/fernsehen/film_serie/kinozeit_dokumentarfilm/sendungen/derletztefang100.html

Guten Appetit allerseits wünscht Andreas